Mongolische Rennmaus

Schwarze Mongolische Rennmaus

Überblick

Herkunft:Trocken- und Sandsteppen und Sandwüsten von der Mongolei und Nordchina bis nach Südsibirien
Sozialverhalten:Duos
Aktivitätszeit:wechselaktiv
Minimale Gehegegröße:120 x 60 x 60 cm für 2 Mäuse
Handling:unkompliziert; keine Beißer
Ernährung:Saaten und Getreide, Insekten, Gräser und Kräuter, Gemüse, Obst
Größe und Gewicht:8 – 12 cm + 8,5 – 11 cm, 60 – 150g
Geschlechtsreife:Weibchen ab 8, Männchen ab 12 Wochen
Tragzeit:24 – 27 Tage
Besonderheiten:Das Sozialverhalten ist heute durch falsche Schwerpunkte in der Zucht und ein häufig zu frühes Trennen der Jungtiere von den Eltern schwierig.
Ampelmaus grün

Systematik und Biologie

Ordnung:Nagetiere (Rodentia)
Unterordnung:Mäuseverwandte (Myomorpha)
Überfamilie:Mäuseartige (Muroidea)
Familie:Langschwanzmäuse (Muridae)
Unterfamilie:Rennmäuse (Gerbillinae)
Gattung:Sand- und Wüstenrennmäuse (Meriones)
Art:Mongolische Rennmaus (Meriones unguiculatus)

Alle heute in Gefangenschaft befindlichen Tiere stammen von 20 Zuchtpaaren ab, die 1935 in der östlichen Mongolei und in der Mandschurei gefangen wurden. Diese kamen zunächst nach Japan und wurden dort weitergezüchtet. 1954 wanderten Nachkommen weiter in die USA. Von dort gelangten Mongolen auch zu uns nach Europa.
Um die Genvielfalt zu erweitern, kreuzen Züchter heute auch wieder Wildmongolen ein.

Die Mongolische Rennmaus als Wildtier

Die Mongolische Rennmaus findet man in freier Wildbahn in Trocken- und Sandsteppen und Sandwüsten von der Mongolei und Nordchina bis nach Südsibirien. Diese Regionen unterliegen extremen Temperaturschwankungen im Jahres- und Tagesverlauf. So liegen die Sommertemperaturen um 30°C, die Wintertemperaturen dagegen um -10°C. Hinzu kommt eine sehr geringe Niederschlagsmenge.

An diesen stetigen Wechsel ist die Ernährung der kleinen Nager angepasst. Während sie im Sommer hauptsächlich Blätter verschiedener Pflanzen fressen, verzehren sie im Winter Samen und Gräser, die sie in ihren Vorratskammern lagern.

Die Vorratskammern sind Teil eines weit verzweigten Gangsystems, das bis zu 1,7 m unter der Erdoberfläche liegt und von den Tieren ständig erweitert wird. Dieses Gangsystem sowie das übrige Revier markieren sie mit Harn, Kot und speziellen Duftstoffen aus ihrer Ventraldrüse. Ein Revier wird von einem vielköpfigen Familienverband bewohnt, der durch den Gruppengeruch zusammengehalten wird. Eine solche Familie kann bis zu 20 Tiere umfassen. Um innerhalb dieser Gruppe den gemeinsamen Duft aufrecht zu erhalten ist ein regelmäßiger Nase-Mund-Kontakt wichtig.
Ein weiteres Merkmal des ausgeprägten Sozialverhaltens der Mongolischen Rennmäuse ist die Aufgabenverteilung. So hat jede Gruppe Wachtposten. Diese warnen bei der geringsten Bewegung mit Warnsignalen in Form von Trommeln auf den Boden mit den Hinterbeinen. So erkennt die gesamte Gruppe frühzeitig eine mögliche Gefahr. Die ganze Gruppe flüchtet dann in den Bau.
Gegen Eindringlinge verteidigen sie ihr Revier jedoch erbittert. Dabei gelten nicht nur andere Tierarten, sondern auch fremde Artgenossen als Eindringlinge und werden ebenfalls sofort angegriffen. Kann das fremde Tier nicht rechtzeitig fliehen, wird es schwer verletzt oder gar getötet.

In ihrer Heimat sind die Mongolischen Rennmäuse von großer Bedeutung für die Ökosysteme, in denen sie vorkommen, da sie die Nahrungsgrundlage vieler Tiere bilden.
In der Nähe des Menschen können sie manchmal auch zu Agrarschädlingen werden. Außerdem kommt dieser Rennmausart eine nicht unwesentliche Bedeutung bei verschiedensten Laborforschungen zu. Da sie eine Disposition für neurologische Erkrankungen mitbringen, werden unter anderem spezielle Zuchtlinien verwendet, um Epilepsie und Schlaganfall weiter zu erforschen und neue Medikamente zu testen.

Anatomie und Erscheinung

Mongolische Rennmäuse erreichen eine Kopf-Rumpf-Länge von 8 bis 12 cm, wobei Männchen in Ausnahmefällen größer werden als die Weibchen. Das Gewicht der Tiere schwankt zwischen 60 und 150 g.
Die wildfarbene Variante der Mongolen ist auf der Oberseite hell- bis mittelbraun, die Unterseite weiß. Durch die Zucht gibt es die Tiere heute aber in über 230 Farbvarianten von ganz weiß bis ganz schwarz und 5 verschiedene Scheckungen. Das hat ihnen den Beinamen Farbmongolen im Gegensatz zu den immer agoutifarbenen Wildmongolen eingebracht.

Der Kopf ist rundlich mit langen Tasthaaren, großen (je nach Fellfarbe) schwarzen oder roten Augen und kleinen, ovalen Ohren. Damit erinnern die Nager vom Gesicht her eher an Hamster als an Mäuse.
Der Körper ist lang gestreckt. Die Hinterfüße sind verlängert und der Schwanz ist lang, dicht behaart und besitzt am Ende eine kleine Haarquaste.

Im Augenbereich befinden sich die Ausgänge der Harderschen Drüse. Diese erzeugt ein rotbraunes Sekret, das den Tieren zur Körperpflege dient. Wird eine große Menge des Sekretes produziert, ruft das beim Betrachter den Eindruck von Nasenbluten oder blutigen Tränen hervor. Es ist jedoch weder gefährlich noch behandlungsbedürftig.
In der Nähe des Nabels haben die Rennmäuse einen großen Komplex aus Talgdrüsen, die Ventraldrüse. Diese produziert ein gelbes, moschusartiges Sekret. Mit dem Sekret markieren die Tiere ihr Territorium, indem sie mit dem Bauch über den Boden kriechen.

Schwarze Mongolische Rennmaus
Schwarze Mongolen sind häufig anzutreffen

Die Mongolische Rennmaus als Haustier

Eignen sich Mongolische Rennmäuse für mich?

Mongolische Rennmäuse dürfen wie fast alle Mäuse niemals einzeln gehalten werden!

Mongolische Rennmäuse sind in Fütterung und Haltung recht unkompliziert. Zudem verzeihen sie kleine Anfängerfehler noch recht gut. Das soll aber nicht heißen, dass diese nicht korrigiert werden müssen. Insgesamt sind die neugierigen, recht zahmen Nager gut für Anfänger geeignet.

Zudem werden sie in der Regel recht zutraulich, lassen sich meist gut in die Hand nehmen und sind bei etwas täglicher Beschäftigung sehr auf ihren Halter bezogen.
Damit eignen sich die possierlichen Nager nicht nur gut für Rennmausanfänger, sondern auch für Menschen, die Tiere suchen, welche sie auch mal anfassen können.

Für kleine Kinder sind Mongolen eher nicht geeignet. Die lebhaften, aber nicht besonders gut kletternden Mäuse können schnell von der Hand fallen und sich dabei verletzen. Bei kleineren Kindern ist die Motorik noch nicht ausreichend ausgereift, um die Mäuse gut handhaben zu können.
Können ältere Kinder akzeptieren, dass die Mäuse nicht immer angefasst und herumgetragen werden wollen, eignen sich die wechselaktiven Nager ab etwa 10 Jahren als erste Haustiere.

 

Checkliste Mongolische Rennmaus

  • riecht nicht
  • für Naturterrarien (Steppenterrarium) geeignet
  • präsent, lebhaft und neugierig
  • werden recht einfach zahm
  • wechselaktiv
  • v. a. Gruppen, aber auch Duos neigen zu Streit
  • weniger robust als weniger domestizierte Nager

Handling Mongolischer Rennmäuse

Da die meisten Mongolen nicht allzu scheu sind, ist das Handling recht einfach. Allerdings sollten Sie darauf achten, dass die Tiere nicht herunterfallen, da sie sich nicht so gut wie etwa Farbmäuse an der Hand festhalten können. 
Das Festhalten am Schwanz verbietet sich von selbst, da zum einen die Schwanzhaut leicht abreißt, zum anderen der Schwanz sogar brechen kann, wenn die Rennmaus sich wehrt.

Handling zu Hause

Zahme Tiere können Sie zu Hause einfach in die Hand nehmen. (Sehr) scheue Tiere fangen Sie besser mit einer Handlingbox aus dem Gehege. Für bissige Exemplare empfiehlt sich bei Bedarf ein derber Lederhandschuh.

Zur Geschlechtsbestimmung heben Sie die Tiere einfach über Augenhöhe und schauen unter den Po. In die Hand nehmen und umdrehen sollten Sie die Mäuse nach Möglichkeit nicht, da dies Stress für die kleinen Nager bedeutet. Scheue Tiere können Sie in einer transparenten Box von unten betrachten.

Handling beim Tierarzt

Beim Tierarzt können Sie die Rennmäuse genauso anfassen wie zu Hause. Wird eine feste Fixierung notwendig, setzen Sie das Tier am besten auf eine Unterlage, nehmen es im Nacken und an der Schwanzwurzel. So können auch Injektionen sicher verabreicht werden.

Der Nacken- oder Nacken-Rücken-Griff eignet sich auch für genauere Untersuchungen etwa der Ohren oder Augen oder der Ventraldrüse.

Entflohene Rennmäuse

Entflohene Rennmäuse lassen sich mit einer Handlingbox oder mit der Hand einfangen. Sie können aber auch eine vertraute Kokosnuss oder Röhre verwenden. Da Mongolische Rennmäuse sehr revierbezogen sind, schlüpfen sie in die vertraut riechende Deckung gern hinein.

Für scheuere Exemplare haben sich die Gitterlebendfalle und die Eimerfalle bewährt.

Mongolische Rennmaus auf der Hand
Weniger zahme Mäuse legen auf der Hand gern den Rückwärtsgang ein

Sozialstruktur und Verhalten bei Mongolischen Rennmäusen

Mongolische Rennmäuse sind sehr lebhafte, geschäftige, wechselaktive Nager.
Auch wenn sie in der Natur in Familiensippen leben, hat doch jedes Paar sein Revier innerhalb der Familie. Zudem hat das Sozialverhalten durch nachlässige Zucht und oft zu frühes Trennen der Jungtiere von den Eltern gelitten. Daher ist in der Haustierhaltung ein gleichgeschlechtliches Paar oder ein Weibchen mit Kastrat die stabilste Konstellation. Je größer eine Gruppe ist, umso wahrscheinlicher ist es, dass es zu Streitereien kommt und die Gruppe zerfällt.

Die Rennmäuse zeigen ein großes Repertoire an sozialer Interaktion, das sehr interessant zu beobachten ist. So betreiben sie intensive Körperpflege zur Stärkung sozialer Bindungen und zeigen ein sehr komplexes Rangordnungsverhalten, das von subtilen Gesten wie der Pfote auf der Nase bis hin zu Aufreiten reicht. Ein Großteil der Kommunikation findet jenseites des für Menschen hörbaren Bereiches statt. Im Gerangel um Futter oder bei Vergesellschaftungen geben die Tiere aber auch für uns hörbare Laute von sich. Durch Trommeln mit den Hinterläufen warnen sie Artgenossen vor einer Gefahr oder zeigen an, dass sie das Gebiet als ihr Territorium beanspruchen.

Auch in Haustierhaltung markieren Mongolische Rennmäuse ihr Revier durch Geruchsstoffe aus der Ventraldrüse. Der Halter entdeckt das Sekret dann an manchen, häufig markierten Ecken als klebrige, gelbliche Substanz.
Das Wanderverhalten der Wildmongolen zeigt sich bei Haustieren ebenfalls noch. Die Tiere, die ein Laufrad besitzen, laufen in ihrer Jugend deutlich mehr als erwachsene Mäuse. Mit der Geschlechtsreife lässt das langsam nach.
Wie ihre wilden Verwandten legen auch manche Farbmongolen besonders im Herbst und im Winter noch einen Nahrungsvorrat an.

Familiengruppe

Die Haltung in der Familiengruppe ist mit den heutigen Mongolen nur noch schwer möglich.

Vorteile
Keine.
Nachteile
Mongolische Rennmäuse sind recht fruchtbar und können sich selbst unter ungünstigen Bedingungen noch stark vermehren. Bei Paarhaltung müssen Sie also mit einer Nachkommenflut rechnen, für die Sie eine Lösung brauchen.

Gleichgeschlechtliche Gruppen und Kastraten

In gleichgeschlechtlicher Haltung sind sowohl die Weibchen als auch die unkastrierten Böcke unkompliziert. Auch Weibchen mit Kastraten sind möglich. Es ist also in puncto Verträglichkeit egal, für welches Geschlecht Sie sich entscheiden. Wichtiger ist, dass die Chemie zwischen den beiden Tieren stimmt.

Vorteile
Bei gleichgeschlechtlicher Haltung entfällt das Problem, gute Plätze für den Nachwuchs zu suchen.
Nachteile
Stirbt ein Tier, sind Sie automatisch auf der Suche nach einem neuen Partner.

Haltung von Mongolischen Rennmäusen

Welche Gehegegröße brauchen Mongolische Rennmäuse?

Mongolische Rennmäuse bringen Sie am besten in einem Gehege von mindestens 120x60x60cm für 2 Tiere unter. Durch die Schäden, die falsche (Auf)Zucht im Sozialverhalten der Nager hinterlassen hat, gibt es allerdings ab und zu auch Exemplare, die sich auf Flächen über 100x50cm nicht mehr vertragen. Gibt es in größeren Gehegen also immer wieder Streit, kann einer Verkleinerung der Fläche sinnvoll sein. Lassen Sie sich bei dieser Entscheidung als Anfänger am besten von erfahrenen Haltern beraten.

Welche Gehege eignen sich für Mongolische Rennmäuse?

Mongolische Rennmäuse bringen Sie am besten in einem (OSB-)Terrarium mit hoher Einstreukante oder einem Aquarium. Auch ein Aquarium mit einem Aufbau bietet ein passendes Heim.

Denkbar wäre als Gehege auch ein Eigenbau, der sich 30cm hoch einstreuen lässt. So können Sie dem enormen Wühltrieb der Tiere Raum geben und stellen sicher, dass Sie nicht von oben auf die Nager greifen müssen. Damit die Mäuse beim Wühlen nicht erschlagen werden, müssen schwere Einrichtungsgegenstände wie Steine, Sandschale und ähnliches auf einem festen Untergrund (z.B. eingegrabenes Etagenbrett) angebracht werden.

Käfige, Volieren und andere Unterbringungsvarianten eignen sich nicht, da sie nicht hoch genug eingestreut werden können und/oder die Tiere die halbe Einstreu im Zimmer verteilen.

Einstreu für Mongolische Rennmäuse

Als Einstreu eignet sich eine staubarme Holzstreu im Mischungsverhältnis 50:50 mit Heu. Darin halten die Gänge sehr gut. Auch Baumwollstreu können Sie untermischen. Granulate, Lein- oder Hanfstreu sind eher ungeeignet, da sie den Bau von stabilen Gängen nicht zulassen.

Die Einstreu sollten Sie 25 bis 40 cm hoch aufschütten.

Ein Sandbad ist für die Fellpflege dieser Rennmäuse obligatorisch, wenn Sie sie nicht komplett auf Sand halten. Achten Sie bei der Wahl des Sandes darauf, ein Tonmineral zu wählen und keinen Quarzsand.

Inventar für Mongolische Rennmäuse

Als Einrichtung eignet sich ein Röhrensystem in oder über der Streu als Grundlage für den Rennmausbau. Besteht das Röhrensystem oder Labyrinth aus einem nicht atmungsaktiven Material (z.B. Kunststoff oder glasierte Keramik) müssen Sie auf eine ausreichende Lüftung achten. Andernfalls kann es zu einem Feuchtigkeitstau und damit zu Schimmelbildung in den Röhren kommen. Das schadet auf Dauer den Lungen der Mäuse.

Als weiteres Inventar eignen sich Äste, Wurzeln, Steine, Häuschen aus verschiedensten Naturmaterialien, Dachziegel und vieles mehr.

Brauchen Mongolische Rennmäuse ein Laufrad?

Gerade für junge Mongolen ist durch das Wanderverhalten ein Laufrad vorteilhaft. Aber auch erwachsene und ältere Tiere laufen gern im Rad und spielen sogar damit. Möchten Sie Ihren Rennmäusen also ein Laufrad anbieten, sollte es diese wesentlichen Kriterien erfüllen:

  • Durchmesser von 30 cm oder mehr
  • kein Schereneffekt
  • einseitige Aufhängung
  • Rückwand und Lauffläche geschlossen
  • im Idealfall aus Holz oder Metall

Wie biete ich meinen Mongolischen Rennmäusen Futter und Wasser an?

Eine Futterschüssel ist nicht unbedingt notwendig, wenn Sie wissen, wie viel Ihre Rennmäuse fressen. Sie können das Futter auch einfach auf den Gehegeboden streuen. Die Nager sammeln es wie in der Natur ein. So sind sie länger mit der Nahrungsaufnahme beschäftigt.
Auch Frischfutter können Sie ohne Schüssel reichen. Stellen Sie jedoch sicher, dass keine Reste im Gehege verbleiben, die schimmeln könnten.
Frisches Wasser bieten Sie am besten in einer Glastrinkflasche an, da Plastikflaschen schnell zernagt werden. Dies ist die hygienischere Variante. Trinkschüsseln müssen so erhöht gestellt werden, dass die Rennmäuse sie nicht zugraben können. Sie bergen allerdings das Risiko der Verschleppung von Parasiten und Keimen.

Checkliste Haltung

  • min. 120x60x60 für 2 Tiere
  • Buddelfläche + Lauffläche
  • Aquarien, Terrarien (mit Säugerlüftung!), umgebaute Schränke oder Eigenbauten
  • Maschendraht: Maschenweite von max. 12mm
  • Sandbad (mit Tonmineralen)
  • dicke Äste, Wurzeln, Hanfmatten, Labyrinthe, Kork, ...
  • Häuschen aus Holz, Kokosnuss, Ton, Keramik, Porzellan, Kork oder Heu
  • Laufrad
  • Futterschüssel kein Must-have
  • Wasserschüssel oder Trinkflasche
Brauchen Mongolische Rennmäuse eine Heizung?
Mongolische Rennmäuse kommen aus einer Region, in der die Temperaturen vor allem im Winter deutlich unter den Nullpunkt sinken können. Eine Heizung brauchen die Tiere daher nicht.
Naturgehege für Mongolische Rennmäuse
Mongolische Rennmäuse sind Steppenbewohner. Für ein Naturgehege eignet sich daher ein eher sandig-lehmiger Untergrund, der nicht komplett trocken sein sollte, um grabfähig zu bleiben. Verwenden können Sie beispielsweise verschiedene Arten von Terrariensand. Auch eine Nachfrage beim örtlichen Sandwerk nach Sand in verschiedenen Körnungen kann sich lohnen. Je nachdem, wie stabil der von Ihnen gewählte Bodengrund ist, können Sie als Bauhilfe auch ein Röhrenlabyrinth aus einem nicht schimmelnden Material (Kunstsotff, Kork, Ton) darin versenken. In den Sand ebenfalls eingraben können Sie verschiedene Pflanzentöpfe ohne Übertopf. Der Sand darf leicht feucht werden beim Gießen, ohne dass er schimmelt. Anpflanzen können Sie verschiedene Kräuter und Gräser. Für Mongolische Rennmäuse besonders interessant sind aber auch Artemisia-Arten wie Beifuß oder Wermut. Rechnen Sie allerdings nicht damit, dass die Pflanzen lange überleben. Integrieren Sie sie also am besten so, dass Sie die Töpfe leicht austauschen können.
Mongolische Rennmaus springt
Im Gehege müssen Mongolische Rennmäuse Gas geben können

Was fressen Mongolische Rennmäuse?

Mongolische Rennmäuse fressen am Tag etwa 10 bis 15 g Trockenfutter. Das entspricht ungefähr 2 Teelöffeln. Viel mehr sollten die Tiere auch nicht bekommen, damit sie nicht zu dick werden.
Das ideale Trockenfutter besteht überwiegend aus Kleinsämereien. Das können Sie selbst mischen oder fertige Rennmausmischungen in Online Shops kaufen. Im stationären Handel gibt es derzeit kein wirklich geeignetes Futter für Mongolische Rennmäuse. Unter die Kleinsaaten können Sie eine Getreidemischung und wenig Fettsaaten wie Hanf, Sesam oder Kürbiskerne geben. Auch getrocknete Kräuter sind eine willkommene Ergänzung, die zudem die Mineralzufuhr sichert.

Der Schwerpunkt beim Frischfutter liegt auf Gemüse und sonstigem Grünfutter. Vor allem Wurzelgemüse bereichert den Speiseplan auf natürliche Weise. Unter Gräsern und Kräutern für Mongolische Rennmäuse besonders wichtig sind Artemisia-Arten. Die in ihrem natürlichen Lebensraum vorkommenden Arten horten wilde Mongolen teils in beachtlichen Mengen. Als Ersatz können Sie hierzulande Beifuß und Wermut anbieten.
Obst dürfen Mongolische Rennmäuse ebenfalls fressen. In ihrer Heimat haben sie Zugang beispielsweise zu wilden Äpfeln. Beachten Sie bei der Gabe aber, dass diese nicht so süß sind wie unser Supermarktobst. Sehr süße Früchte wie Kirschen oder Pfirsiche sollten Sie daher eher selten und in kleinen Mengen anbieten.

Ein weiterer essenzieller Bestandteil der Ernährung ist tierisches Eiweiß. Dieses können Sie als lebende Futterinsekten (Heuschrecken, Heimchen, Mehlwürmer o.ä.) geben. Als Alternative können Sie Trockeninsekten oder gekochtes Eiweiß verfüttern.

Ein Kalkstein ist nur sinnvoll, wenn die Tiere eine Unterversorgung an Mineralien haben. Für gesunde Tiere besteht bei angebotenen Kalksteinen eher die Gefahr einer Überversorgung und damit der Bildung von Nierensteinen.

Checkliste Ernährung

  • kleinsaatenbetonte, nicht zu fette Samenmischung als Grundfutter
  • getrocknete Kräuter und Blüten als Ergänzung
  • Schwerpunkt des Frischfutters auf Gemüse, Gräsern und Kräutern
  • nicht zu süßes Obst
  • Insekten als Proteinfutter -> Lebendfütterung möglich
  • Wasser in Schüssel oder Flasche
  • nicht diabetesgefährdet

Fortpflanzung und Lebenserwartung Mongolischer Rennmäuse

Die Paarung beginnt mit Schnuppern und gegenseitigem Jagen durch das Gehege, bevor der Deckakt folgt. Dieses Verhalten kann einige Stunden lang zu beobachten sein. Die Schwangerschaft erkennen Sie nach etwa 2 Wochen am deutlich gerundeten Bauch des Weibchens. Ab dieser Zeit beginnt das Weibchen auch, das Nest auszubauen und zu polstern. Auch eine Gewichtszunahme kann eine Schwangerschaft verraten.

Nach 24 bis 27 Tagen Tragzeit bringt das Weibchen meist am frühen Morgen 1 bis 8, selten bis zu 12 Jungtiere mit einem Geburtsgewicht von 2,5 bis 3,5 g zur Welt.
Schon 1 bis 2 Stunden nach Geburt ist das Weibchen dann wieder paarungsbereit.

Nach etwa 5 Tagen haben die Kinder den ersten leichten Fellflaum, nach ca. 5 bis 6 Tagen öffnen sich die Ohren. Mit 16 bis 21 Tagen öffnen sie ihre Augen und haben ein fast vollständiges Fell. In diesem Alter beginnen sie auch, im Käfig umherzuwandern. Entwöhnt werden die kleinen Rennmäuse beginnend mit der 4. Woche. Sie werden jedoch noch bis zur Mitte der 7. Woche partiell weiter gesäugt. Bis zur 8. Woche sollten die Jungtiere mindestens bei der Mutter bleiben. Ziehen sie dann bereits aus, brauchen sie ein erwachsenes Tier, um ihr Sozialverhalten vollständig etablieren zu können. Bleiben die Jungtiere als Gruppe zusammen, sollten sie erst mit 10 bis 12 Wochen ausziehen.

Die Geschlechtsreife tritt bei Weibchen ab der 8., bei Männchen 12. Woche ein. Die Jungen wachsen jedoch noch bis zum 6. bis 9. Monat weiter. Von Zuchtreife spricht man jedoch erst bei Mäusen ab einem Alter von 6 Monaten.
Tiere, die älter sind als 2 Jahre, sollten keinen Nachwuchs mehr bekommen, da die Gefahr von Komplikationen für das Weibchen dann zu hoch ist.

Checkliste Fortpflanzung

  • Tragzeit: 24 - 27 Tage
  • Anzahl der Jungen: 1 - 8, max. 12
  • mehr als 10 Würfe pro Jahr möglich
  • Geschlechtsreife: w ab 8, m ab 12 Wochen
  • Nesthocker
Lebenserwartung
Farbmongolen werden heute aufgrund der starken Farbzucht nicht mehr so alt wie Wildmongolen in Gefangenschaft. Je nach Veranlagung werden sie 3 bis 5 Jahre, seltener 7 Jahre alt.

Welche Krankheiten bekommen Mongolische Rennmäuse?

Auch an Diabetes Typ I und II können diese Rennmäuse erkranken. Den Diabetes bemerken Sie als Halter oft daran, dass das betroffene Tier sehr viel trinkt. Da die Stoffwechselerkrankung bei Mäusen schwer behandelbar ist, ist Vorbeugung besonders wichtig, indem Sie konsequent auf zu süße Nahrung (Leckerli, viel oder getrocknetes Obst) sowie generell auf eine zu reichhaltige Fütterung verzichten.

Ältere Tiere neigen zudem öfter zur Bildung von Tumoren. Diese liegen jedoch meist im Körper und sind somit schwer auffindbar. Im fortgeschrittenen Stadium lassen sie sich aber oft gut ertasten.

Recht häufig, in der Regel jedoch harmlos und gut zu behandeln ist die Entzündung der Ventraldrüse. Problematisch können dagegen die häufig auftretenden Tumore an der Duftdrüse sein. Teilweise abszedieren sie und erscheinen Laien und auch unerfahrenen Tierärzten wie eine Entzündung. Heilt eine „entzündete“ Drüse trotz sorgfältiger Behandlung einfach nicht ab, sollten Sie die Möglichkeit eines Tumors in Betracht ziehen.

Mongolische Rennmäuse haben zudem eine natürliche genetische Disposition, an Epilepsie zu erkranken oder Schlaganfälle zu erleiden. Daher treten diese Erkrankungen bei ihnen wahrscheinlicher auf als bei anderen Arten. Die Epilepsie äußert sich in der Regel durch unkontrollierte Krampfanfälle.

Vor allem bei Jungtieren in der Entwöhnungsphase, bei säugenden Muttertieren und sehr gestressten Mäusen tritt Tyzzer’s Disease auf. Beim Akutverlauf verschlechtert sich der Allgemeinzustand der Patienten rapide und sie sterben innerhalb von 2 bis 3 Tagen. Chronischer Tyzzer kann sich hinter verschiedenen Symptomen inklusive Durchfall und neurologischen Ausfällen verbergen und wird deshalb nicht immer erkannt. Auch dieser Verlauf führt unbehandelt zum Tod.

Durch die leider oft nicht fachgerechte Zucht und ihre Abstammung von wenigen Tieren sind Farbmongolen heute leider nicht mehr so gesund wie ihre Vorfahren. Das äußert sich am ehesten in der deutlich gesunkenen Lebenserwartung.

Typische Krankheiten

  • Epilepsie
  • Entzündungen der Ventraldrüse
  • Tumore, besonders der Ventraldrüse
  • Diabetes
  • Tyzzer's Disease
Tierarztkosten
Für veterinärmedizinische Notfälle sollten Sie immer eine finanzielle Reserve von etwa 200 Euro im Hause haben.

Wie kann ich Mongolische Rennmäuse vergesellschaften?

Die Vergesellschaftung Mongolischer Rennmäuse ist sehr komplex und lässt sich daher hier nur in Grundzügen beschreiben. Wenn Sie Probleme bei einer Vergesellschaftung haben, lassen Sie sich am besten von erfahrenen Haltern oder einer Pflegestelle helfen.

Am unproblematischsten in der Vergesellschaftung sind junge Tiere bis zu einem Alter von 8 Wochen. Hier reicht es meist, die Mäuse auf neutralem Boden zusammenzusetzen.
Bei erwachsenen Tieren gestaltet sich die Vergesellschaftung oft deutlich schwieriger, manchmal sogar unmöglich. Bewährt haben sich bei Mongolen die Trenngitter, neutraler Boden und Kleinsetzen.

Beim Kleinsetzen besteht allerdings die Gefahr, dass sich die Tiere ernsthaft verletzen, wenn die Box nicht anfangs durchgehend beaufsichtigt wird. Die sogenannte Panikbox ist für Mongolen nicht geeignet. Zum einen setzen Sie die Tiere bei dieser Methode unnötigem Zwang und starkem Stress aus. Zum anderen ist das Verletzungsrisiko nicht unerheblich.
Bewährt haben sich für den Anfang Boxen zwischen 30cm und 50cm Seitenlänge.

Für die Methode des neutralen Bodens eignen sich Gehege ab 60cm Seitenlänge. Diese sollten anfangs nur dünn eingestreut und bis auf einen Wasserbehälter leer sein.

Das Trenngitter ist zwar nach wie vor sehr beliebt, kann aber – falsch eingesetzt – das Aggressionspotenzial sogar noch steigern und so den Erfolg der Vergesellschaftung torpedieren. Ich würde es nicht als erstes Mittel wählen und die Partner vorher antesten, ob es wirklich nötig – und sinnvoll – ist.
Lassen Sie die Mäuse nicht zu lange im Trenngitter. Das kann bei den Tieren Frust schaffen und so unnötige Aggressionen verursachen. Länger als eine Woche sollte die Trenngitterphase daher nicht dauern. In der Regel erzielt diese Methode die besten Ergebnisse bei drei bis sieben Tagen.

Für die Vergesellschaftung von Mongolischen Rennmäusen sollten Sie ca. 14 Tage bis 4 Wochen einplanen, um sicherzugehen, dass sich die Tiere auch wirklich dauerhaft vertragen.
Kommt es wiederholt zu blutigen Auseinandersetzungen, sollten Sie die Vergesellschaftung dieser beiden Mäuse abbrechen. Die Erfolgsaussichten sind dann fast Null. Jedoch lässt sich daraus nicht schließen, dass Ihr Tier ein Einzelgänger ist. Mit einem anderen Partner kann es sich sehr gut vertragen. Allein wird es in jedem Fall nicht glücklich werden.

Trommeln, Boxen oder kurze Verfolgungsjagden gehören zum normalen Verhaltensrepertoire bei der Vergesellschaftung adulter Mongolen. Scheinkämpfe dienen dazu, das Verhältnis der beiden Mäuse zueinander zu klären. Da diese Kämpfe jedoch schnell in ernsthafte Beißereien übergehen können, sollten vor allem Anfänger die Tiere lieber etwas früher als zu spät ausbremsen. Andernfalls kann eine aggressive Eigendynamik entstehen, an der die Vergesellschaftung scheitert.

Anschaffung Mongolischer Rennmäuse

Haben Sie nach der Lektüre festgestellt, dass Mongolische Rennmäuse die richtigen Tiere für Sie sind, werden Sie es nicht schwer haben, zwei Exemplare für sich zu finden.

1. Tierschutz
Mongolen sind einer der häufigsten Nager in Tierheimen und Notstationen. Dort warten sie oft lange, manchmal lebenslang, auf ein neues zu Hause. Ihr erster Weg auf der Suche nach Ihren künftigen Mitbewohnern, sollte Sie also zum Tierschutz führen. Hier werden Sie fast immer fündig werden.
Rechnen Sie vor allem bei Tierheimen aber nicht mit Erfahrung mit solch kleinen Heimtieren – und damit auch nicht mit Beratungskompetenz. Lassen Sie sich bei einer Übernahme aus dem Tierheim am besten von erfahrenen Haltern oder spezialisierten Nothilfen beraten. Auch müssen Sie bei einigen Tierheimen eher mit unerkannten Krankheiten und Parasiten rechnen als in etablierten Nothilfen.

2. Seriöser Züchter

Wer eine ganz bestimmte, seltene Farbe sucht, sollte sich an einen seriösen Züchter wenden. Leider gibt es bei dieser Rennmausart das Problem, dass viele diese Tiere vermehren und sich Züchter nennen, jedoch von seriöser Zuchtpraxis weit entfernt sind. Für einen Laien sind diese Vermehrer manchmal nur schwer von seriösen Züchtern zu unterscheiden.
Ein guter, verantwortungsvoller Züchter kann Sie fundiert beraten und kennt seine Tiere gut. Hier ist das Risiko, kranke Mäuse oder das falsche Geschlecht zu erwerben, ähnlich gering wie bei spezialisierten Pflegestellen.

3. Messen und Börsen

Auf Messen und Börsen sind Mongolische Rennmäuse auch öfter vertreten. Schauen Sie sich die angebotenen Tiere gründlich an, ob diese gesund sind. Gerade in diesem Umfeld tummeln sich oft schwarze Schafe, die auch kranke und alte Tiere verkaufen. Von Spontan- und Mitleidskäufen auf einer solchen Veranstaltung kann ich nur abraten.

4. Zoohandlung und Kleinanzeigen

Auch in Tierhandlungen werden die kleinen Nager oft angeboten. Vom Kauf dort sollten Sie allerdings Abstand nehmen. Die Gefahr, dass Sie kranke, parasitenbehaftete und/oder schwangere Tiere verkauft bekommen, ist hier sehr groß. Auch die Geschlechterbestimmung ist in den Läden meist alles andere als sicher. Zudem ist die Beratung hier – ähnlich wie oft auch auf Messen – meist mangelhaft oder gar falsch.
Bei Kleinanzeigen ist die Bandbreite größer. Hier können Sie seriöse Züchter genauso antreffen wie verantwortungslose Vermehrer oder Privathalter, die die Tiere aus den unterschiedlichsten Gründen abgeben. Seien Sie sich daher bewusst, dass der Kauf aus den Kleinanzeigen auch ein deutliches Potenzial für ungeplante (und unangenehme) Überraschungen birgt.

Checkliste Anschaffung

  • Gehege
  • Einstreu und Nistmaterial
  • Einrichtung (Wurzeln, Häuschen, ...)
  • Wärmequelle
  • Schüsseln oder Spender für Wasser und/oder Futter
  • Transportbox
  • Tierarzt, der bereit - und fähig! - ist, Rennmäuse zu behandeln
Anschaffungskosten
Für die Anschaffung Mongolischer Rennmäuse sollten Sie je nach Gehegelösung für die Grundausstattung 150 bis 350 Euro einplanen. Die Kosten für ein Duo belaufen sich im Monat für Trocken- und Frischfutter sowie Sand auf etwa 30 Euro.
Beige Mongolische Rennmaus
Adoptieren Sie Ihre Mongolen aus dem Tierschutz

Mongolische Rennmäuse in Artengesellschaften

Mongolische Rennmäuse sind sehr aggressive, revierbezogene Nager mit einem starken Jagdtrieb, der sich auch auf kleine Säugetiere richtet. Für Artengesellschaften mit anderen Mausartigen sind sie daher absolut ungeeignet!

Quellen:

DieBrain
wuesten-rennmaus.de
Uni Salzburg


Letztes Update: 16.09.2021