Afrikanische Vielzitzenmaus

Vielzitzenmäuse
Herkunft:Trocken- und Feuchtsavannen, Buschland und Kulturland Afrikas südlich der Sahara
Sozialverhalten:gern Großgruppen mit 20 und mehr Mäusen
Akitivitätszeit:dämmerungs- und nachtaktiv
Minimale Gehegegröße:100x50x100cm mit Etage für 5 – 6 Mäuse
Handling:bei zahmen Exemplaren einfach, scheue Tiere am besten mit Handlingbox; haben gewisse Beißneigung
Ernährung:Saaten und Getreide, Insekten, Gräser und Kräuter, Gemüse, Obst
Größe und Gewicht:10 – 15cm + 10 – 15cm, 60 – 120g
Geschlechtsreife:40 – 45 Tage
Tragzeit:ca. 23 Tage
Besonderheiten:Diese selbstbewussten, intelligenten Nager eignen sich hervorragend zum Klickern oder für ähnliche Trainings.
Ampelmaus grün

Systematik und Biologie

Ordnung:Nagetiere (Rodentia)
Unterordnung:Mäuseverwandte (Myomorpha)
Überfamilie:Mäuseartige (Muroidea)
Familie:Langschwanzmäuse (Muridae)
Unterfamilie:Echte Mäuse (Murinae)
Gattung:Vielzitzenmäuse (Mastomys)
Art:Afrikanische Vielzitzenmaus (Mastomys spec.)

Im Handel kursieren zwar M. coucha und M. natalensis. Es ist aber anzunehmen, dass es sich bei den erhältlichen Tieren fast immer um Mischlinge beider Arten handelt, da diese untereinander fruchtbar sind.

Mastomys awashensis 
Mastomys couchasüdliches Afrika
Mastomys erythroleucussüdliches Marokko, West- und Zentralafrika
Mastomys hubertiWestafrika südlich der Sahara
Mastomys natalensissüdlich der Sahara
Mastomys pernanussüdwestliches Kenia, Nordtansania
Mastomys shortridgeiNordosten Namibias, Nordwesten Botswanas
Mastomys kollmanspergeri 

Die Afrikanische Vielzitzenmaus als Wildtier

Die 8 Arten von Vielzitzenmäusen sind äußerlich kaum unterscheidbar. Die Farben variieren beim Wildtier in braunen, rötlichen, gelben und grauen Tönen. Die Unterseite ist weiß bis grau.

Den bevorzugten Lebensraum der großen Mäuse bilden Trocken- und Feuchtsavannen, Buschland und Kulturland. Dort bleiben die dämmerungs- und nachtaktiven Tiere hauptsächlich am Boden und graben unterirdische Gänge, in denen sie in großen Kolonien zusammenleben.

Abseits von menschlichen Siedlungen ernähren sie sich von Getreide, Grassamen, Knollen, Bohnen, Grünem, Insekten und anderen Wirbellosen, innerhalb von Siedlungen auch von menschlichem Abfall.

In vielen Regionen Afrikas nimmt die Vielzitzenmaus die Rolle ein, die die Hausmaus in Europa innehat. Zugleich zählt die Gattung zusammen mit den Kusuratten (Arvicanthis) zu den bedeutendsten Schadnagern Afrikas südlich der Sahara.
Von Bedeutung ist sie auch in hygienisch-medizinischer Hinsicht, da sie mit Pestbakterien verseuchte Flöhe beherbergen und damit die Pest übertragen kann. In der Forschung setzt man daher Vielzitzenmäuse zur Pest-, aber auch zur Tumorforschung ein.

Anatomie und Erscheinung

Der Name der Vielzitzenmaus rührt von der Eigenschaft her, dass die Tiere (bis auf eine Ausnahme) statt zehn 16 bis 24 Zitzen besitzen.
Mit einer Körperlänge von 10 bis 15cm und einem ebenso langen, nackten Schwanz sind die Tiere recht groß, sodass sie teilweise auch unter der Bezeichnung Vielzitzenratten zu finden sind.
Je nach Größe, Statur und Geschlecht erreichen sie ein durchschnittliches Gewicht von 60 bis 120 g.
Mit zunehmendem Alter gehen vor allem die ohnehin eher birnenförmigen Weibchen noch etwas in die Breite, während Böcke ihre walzenförmige Statur behalten. Sie setzen eher Speck im Nacken an, was in einem mitunter recht imposanten Stiernacken resultiert.

Neben der Wildfarbe gibt es inzwischen einige Farbzuchtformen. Zu diesen gehören drei Aufhellungsmutationen, von denen eine rote Augen und cremefarbenes Fell hervorruft. Ebenso gibt es seit vielen Jahren ein Scheckungsgen. Eine weitere Mutation verursacht in Kombination mit der Scheckung Tiere mit einem rein weißen Fell.

Im Vergleich zur Farbmaus besitzen Vielzitzenmäuse einen runderen Kopf und wesentlich größere Augen, an denen man schon die Jungtiere gut unterscheiden kann, die für den Blick des Laien bis zu einem gewissen Alter Farbmäusen stark ähneln.

Vielzitzenmaus auf dem Häuschendach
Vielzitzenmäuse sind recht große, gedrungene Nager.

Die Vielzitzenmaus als Haustier

Eignen sich Vielzitzenmäuse für mich?

Vielzitzenmäuse haben ein eher eigenwilliges und selbstbewusstes, manchmal auch aggressives Wesen. Daher verteidigen sie ihr Revier auch eher als Farbmäuse mit den Zähnen. Wer ins Nest fasst, muss sich nicht wundern, wenn er gebissen wird. Insgesamt sind diese Charaktermäuse aber längst nicht mehr die piranha-artigen Beißer, als die sie einst verschrien waren. Nur der Ruf bösartig bissiger Tiere hängt diesen sympathischen Nagern noch immer an.

Wer diesen Ruf ignoriert und sie kennenlernt, entdeckt in Vielzitzenmäusen sind sehr neugierige und intelligente Nagetiere. Mit der nötigen Zuwendung können sie recht zahm werden. Besonders aufgeschlossene Charaktere lernen auch sehr bereitwillig mit Clicker und Target Stick. Möchten die Mäuse allerdings keinen oder kaum Kontakt zum Halter, sollten Sie das akzeptieren. Sind sie nur schüchtern, können Sie mit Geduld und Leckerlis versuchen, ihr Vertrauen zu gewinnen.

Vielzitzenmäuse sind also neugierig, aber eben auch sehr selbstbewusste Charaktertiere. Sie eignen sich daher nur sehr bedingt als Kuscheltiere und auf keinen Fall sind sie ideale Spielgefährten für Kinder. Vor allem bei kleineren Kindern können die Bisse der großen Mäuse ernsthafte, im schlimmsten Fall nachhaltige Verletzungen der Finger verursachen.

Mit ihnen wird ein Halter am glücklichsten werden, der sie in erster Linie beobachten oder ihren Spiel- und Lerntrieb erfüllen möchte.
Ein Pluspunkt der Vielzitzenmäuse für geruchssensible Menschen: der im Vergleich zu Farbmäusen sind sie wesentlich geruchsärmer – was sowohl für die Weibchen, als auch für die Böcke gilt.

Checkliste Vielzitzenmaus

  • geruchsarm
  • artgerechte Haltung gut umsetzbar
  • neugierig und präsent
  • sehr intelligent und lernwillig
  • dämmerungs- und nachtaktiv
  • Menschen gegenüber meist aufgeschlossen
  • Handling erfordert Respekt
  • Kastration kann bei aggressiven Böcken nötig werden
  • keine Haustiere für Kinder

Handling von Vielzitzenmäusen

Das Handling von Vielzitzenmäusen richtet sich wesentlich nach der Gelegenheit und dem Charakter der Tiere. Insgesamt fällt der Umgang mit den großen Mäusen aber auch Anfängern nicht schwer.

Handling zu Hause

Zahme Exemplare mit geringer Beißneigung können Sie zu Hause wie Farbmäuse einfach in die Hand nehmen. Bedenken Sie aber: auch diese Mäuse können plötzlich losspringen. Länger rumtragen sollten Sie die Vielzitzenmäuse also nur, wenn Sie sich sicher sein können, dass sich die Maus dabei wohl fühlt.

Sind Sie sich nicht sicher, ob eine Vielzitzenmaus beißt, können Sie die Hand auch nur unter den hinteren Teil des Tieres schieben und das Tier so umsetzen.

Eher scheue oder bissige Exemplare händeln Sie zu Hause am entspanntesten mit der Handlingbox.

In einer transparenten Box können Sie auch die Geschlechtsbestimmung vornehmen, soweit Sie das Geschlecht nicht sicher an der Statur erkennen.

 

Handling beim Tierarzt

Beim Tierarzt lassen sich diese Tiere meist unkompliziert handhaben und bei Bedarf auch problemlos mit dem Nackengriff fixieren. Dabei sollten Sie darauf achten, die Falte groß genug zu nehmen. Das Fell der Tiere ist so weit, dass sie sich zum Beißen mitunter noch ziemlich weit darin umdrehen können.
Der Nackengriff bedarf bei scheuen Exemplaren einer gewissen Übung, da sie meist recht flott sind.

Diese Tiere können in der Praxis sehr problematisch werden und ziellos davonspringen, wenn sie sich erschrecken. Sollte die Untersuchung keiner Berührung bedürfen, lassen Sie das Tier idealerweise in einer durchsichtigen Faunabox begutachten. Muss das Tier aus der Box genommen werden, wickeln Sie es am besten in ein dickes Handtuch, so dass das Tier bis auf die zu untersuchende Stelle weitgehend bedeckt ist. Das reduziert die Gefahr einer Flucht erheblich und ist die schonendste Methode.

Für Injektionen und ähnliche Behandlungen können Sie Vielzitzenmäuse auch im Nacken und an der Schwanzwurzel auf einer festen Unterlage fixieren.

Entflohene Vielzitzenmäuse

Recht zahme Exemplare können Sie ganz einfach mit der Hand oder der Handlingbox wieder einsammeln.

Faunaboxen eigenen sich auch gut zum Fangen scheuerer Mäuse, wenn Sie genau wissen, wo diese stecken. Eine zweite Person als Helfer vereinfacht diese Fangmethode erheblich.

Lässt sich Ihr Flüchtling nicht mit der Box einfangen oder wissen Sie nicht genau, wo er steckt, können Sie Lebendfallen aufstellen. Am besten für die großen Mäuse geeignet sind Gitterfallen für Ratten. Die TripTrap und andere klassische Kunststofffallen sind zum einen zu klein für Vielzitzenmäuse. Zum anderen können sie sich aus Kunststoff recht schnell wieder rausnagen.

Alternativ können sie auch – recht hohe – Eimerfallen aufstellen. Meiner Erfahrung nach finden sich die neugierigen Nager recht zuverlässig darin ein.

Vielzitzenmaus auf der Hand
Entspannt auf der Hand: Das geht nicht mit jeder Vielzitenmaus.

Sozialstruktur und Verhalten

Die dämmerungs- bis nachtaktiven Vielzitzenmäuse haben sehr ausgeprägtes Sozialverhalten. Wer bis zu 25 Kinder in die Welt setzen kann, ist eben geboren für die Großfamilie. Daher sollten diese afrikanischen Mäuse mindestens zu fünft oder sechst sein. Vielzitzenmäuse eignen sich auch für große Gruppen von über 20 Tieren sehr gut. Hierbei sind Weibchen und/oder Kastraten die bessere Wahl. Werden Bockgruppen zu groß, ist die Gefahr von Unruhe oder gar Streit größer als bei Weibchen und Kastraten. Beachten Sie bei Großgruppen, dass die Tiere genügend Raum brauchen, auch wenn sie sich gern zum Schlafen stapeln.

Vielzitzenmäuse zeigen im Verhalten im Wesentlichen zwei Tendenzen. Es gibt Stämme, die sehr ruhige, gut handhabbare Tiere hervorbringen. Hier handelt es sich zumeist (wenn auch nicht immer) um recht große Exemplare. Jedoch gibt es auch sehr flinke, agile Tiere, die sich auch meist weniger gern anfassen lassen. Diese Mäuse sind zumeist der kleineren Variante der Vielzitzenmäuse zuzurechnen.

Unabhängig vom Stamm sind Vielzitzenmäuse sehr neugierig und lernbegierig. Zu kleine oder zu karge Gehege und mangelnde Anreize wie neues Inventar, Spielzeug und ähnliches provozieren bei den intelligenten Nagern Langeweile und damit oft eine ziemliche Zerstörungswut. Im Zuge dessen zerstören sie nicht nur Inventar, sondern fressen bei Holzgehegen auch Löcher in die Böden und Außenwände – bevorzugt an geschützten Stellen wie hinter oder unter einem Häuschen.
Deshalb ist es sinnvoll, diesen Mäusen intellektuell anspruchsvolle Beschäftigung anzubieten. Sie können zum Beispiel mit Vielzitzenmäusen genau wie mit einigen anderen Mäusearten clickern, sie mit dem Targetstick trainieren oder ihnen Fummelbretter anbieten.

Familiengruppe

Die Familiengruppe verbietet sich bei Vielzitzenmäusen gleich aus mehreren Gründen. Als Liebhaber werden Sie schnell je nach Anzahl der Weibchen schon nach dem ersten Wurf vor einer Flut von Nachkommen stehen, die Sie überfordert.

Zudem sind die Weibchen dann ständig tragend, da Vielzitzenmäuse keine Wurfpausen einhalten. Auch für eine beabsichtigte Nachzucht ist diese Haltungsform nicht optimal. Wenn Sie Vielzitzenmäuse als Futtertiere nachziehen wollen, sollten Sie deshalb nicht einfach eine Familie halten, sondern einen Zuchtplan erarbeiten.

Vorteile
Wer einen hohen Bedarf an Futtertieren hat, bekommt diesen mit einer – mausgerechten – Zucht mit Vielzitzenmäusne gut gedeckt.
Nachteile
Wenn Sie Vielzitzenmäuse nachzüchten möchten, sollten Sie sich – auch bei einer Futtertierzucht – grundlegende genetische Kenntnisse aneignen, um keine ungüstigen Verpaarungen vorzunehmen. Für eine mausgerechte sollten Sie schon vor Zuchtbeginn Kontakt zu aktiven Züchtern suchen und Ihr Wissen vertiefen, noch lange bevor Sie sich die ersten Tiere zulegen.

Gleichgeschlechtliche Gruppen und Kastraten

Männchengruppen sind bei Vielzitzenmäusen nicht so problematisch wie bei Farbmäusen. In der Mehrheit der Fälle kommt es aber auch bei Vielzitzenmäusen in Männchengruppen zu Reibereien bis hin zu ernsthaften Auseinandersetzungen.  Hier sollten Sie beachten: Die soziale Reife setzt bei Vielzitzenmäusen erst mit etwa 6 Monaten ein. Vorher sind auch Böcke meist unkompliziert und die Vergesellschaftungen einfach. Mit der Reife werden jedoch nicht nur die Vergesellschaftungen schwieriger. Auch bis dahin friedliche Gruppen können jetzt binnen kürzester Zeit durch Zoff zerfallen. Vor allem Anfänger sollten daher von der Haltung unkastrierter Böcke absehen.

Wenn Sie Weibchen und/oder Kastraten vergesellschaften möchten, ist es ebenfalls deutlich unkomplizierter, Mäuse unter einem halben Jahr zu vergesellen. Aber auch ältere Exemplare lassen sich in der Regel gut aneinander gewöhnen.

Vorteile
Gerade Gruppen aus Weibchen und Kastraten haben sich als stabil und harmonisch erwiesen.
Nachteile
Keine.
Vielzitzenmäuse im Bonbonglas
Vielzitzenmäuse: Hauptsache stapeln.
Vielzitzenmaus im gehege
Eine Vielzitzenmaus ist keine Maus.

Haltung von Vielzitzenmäusen

Welche Gehegegröße brauchen Vielzitzenmäuse?

Für 5 bis 6 Tiere sind Gehege ab einer Größe von 100 x 50 x 100cm oder 120 x 50 x 80cm das Minimum. Die Mäuse möchten aber gern mehr Platz haben und fühlen sich in größeren Gehegen wohler, werden agiler und somit für den Betrachter interessanter.

Welche Gehege eignen sich für Vielzitzenmäuse?

Für die großen Nager eignen sich selbst- oder umgebaute Schränke bzw. geschlossene Regale am besten. Diese bieten mit Etagen ausreichend Platz für Bewegung. Zudem können Sie durch die individuelle Planung für ausreichend Etagen und tiefen Abstürzen vorbeugen. Das ist wichtig, da zumindest die größeren und recht korpulenten Vielzitzenmäuse nur mäßig gut klettern. Das bedeutet zwar nicht, dass sie an schwierigen Stellen nicht nach oben kommen. Die Gefahr eines Absturzes ist jedoch höher als bei besseren Kletterern. Stürzen Vielzitzenmäuse ab, sollten sie weich und nicht tiefer als 50cm fallen. Das lässt sich in einem Selbstbau am einfachsten realisieren.

Die Gefahr, dass die Bewohner ihr neues Heim stark annagen, wenn es aus Holz besteht, ist eher gering, solange sie ausreichend beschäftigt werden. Ist das Habitat ausreichend groß und passend eingerichtet, lassen sie ihrem eher mäßigen Nagetrieb vor allem an Ästen und Häuschen freien Lauf. Befinden die Mäuse ihr Gehege allerdings für zu klein oder zu langweilig, neigen sie durchaus dazu dieses selbständig per genagten Löchern auf Zimmergröße zu erweitern. Beobachten Sie die Mäuse also vor allem am Anfang ganz genau. Eventuell müssen Sie das Gehege erweitern oder mit Metallbeschlägen sichern.

Eine Alternative für die Haltung von Vielzitzenmäusen bieten Glas- und OSB-Terrarien. Letztere sind zudem recht günstig, einfacher in Handling als Glas und lassen sich beliebig kombinieren. Achten Sie bei Terrarien aber immer auf eine ausreichend große, senkrechte (!) Lüftungsfläche.

Reine Aquarien sind aufgrund der geringen Höhe und mitunter schlechten Durchlüftung problematisch. Ein Volierenaufsatz löst dieses Problem recht einfach.

Klassische Volieren sind nur bedingt geeignet, da die Mäuse die enthaltenen Freiräume nur schlecht nutzen können.

Einstreu für Vielzitzenmäuse

Als Einstreu eignet sich jeglicher natürliche und gut saugende Untergrund, etwa staubarme Kleintierstreu, Leinstreu oder ähnliches.
Zumindest in einigen Gehegebereichen sollte die Einstreu mindestens 20, besser 30cm hoch aufgeschüttet sein. Darin vergraben können Sie Mehrkammenrhäuser und ganze Labyrinthe, die die Mäuse dann auch mit Elan nutzen.

Ein Sandbad für die Fellpflege brauchen Vielzitzenmäuse nicht. Bieten Sie dennoch eines an, nutzen viele Tiere die Sandschale gern als Klo.

Inventar für Vielzitzenmäuse

Da Vielzitzenmäuse nicht ganz so gut klettern wie Farbmäuse, sollten Sie ihnen eher dickere Äste, etc. anbieten, auf denen sie mit Begeisterung herumklettern. Auch Äste mit stark strukturierter Rinde bieten den Tieren reichlich Kletterfläche. Apfelbaum oder ähnliche Obsthölzer sind also die perfekten Klettermöbel. Mit Seilen oder sehr dünnen Zweigen können die Tiere dagegen nur wenig anfangen. Sie werden meist nur angenagt und/ oder zu Nestern verbaut. Einrichtung wie Häuschen und Verstecke können Sie in allen Variationen aus verschiedensten natürlichen Materialien wie Ton, Kork, Holz und anderem anbieten, um den Tieren Unterschlupfmöglichkeiten zur Verfügung zu stellen. Trägere Tiere nutzen vor allem am Boden stehende Häuschen, während agilere Exemplare auch Hängehäuser und Nistkästen, die über Äste erreichbar sind, gern annehmen. Achten Sie hier darauf, dass die Einschlupflöcher für die großen Mäuse einen ausreichend großen Durchmesser haben.
Einrichtung wie Heunester, Korkrollen und Häuschen fallen ab und an dem Zerstörungswahn einiger Exemplare zum Opfer. Dies geschieht im Besonderen dann, wenn die Tiere zu wenig Platz haben und/oder sich langweilen.

Ein besonderes Gimick für Vielzitzenmäuse sind Hängematten. Laut einigen Haltern sind sie bei den großen Mäusen so beliebt, dass sie quasi ein Muss im Gehege sind.

Brauchen Vielzitzenmäuse ein Laufrad?

Vielzitzenmäuse sind als Haustiere oft kleine Pummelchen, da viele Halter es beim Füttern zu gut meinen. Mehr Bewegung hilft der schlanken Linie da etwas nach. Schon deshalb sollten Sie Ihren Mäusen ein Laufrad anbieten.
Außerdem können die agilen Nager so ihren Bewegungsdrang besser abbauen – und machen weniger Unsinn.

Ein geeignetes Rad sollte für die kleineren Linien mindestens 30cm im Durchmesser haben. Für Vielzitzenmäuse aus sehr großen Linien empfehle ich Laufräder ab 40cm Durchmesser.

Wie biete ich meinen Vielzitzenmäusen Futter und Wasser an?

Trocken- und Feuchtfutter sollten Sie den Mäusen in getrennten Schüsseln anbieten. Das Trockenfutter können Sie aber auch im Gehege einfach verteilen oder es verstecken, sodass die Mäuse suchen müssen.

Verwenden Sie aus hygienischen Gründen für das Wasser eine Flasche. Vielzitzenmäuse koten und urinieren häufig in die Schüsseln und geben so einfacher Keime und Parasiten weiter.

Checkliste Haltung

  • min 100x50x100cm für 6 Tiere
  • Kletter- und Buddelfläche
  • Glas- und OSB-Terrarien (mit Säugerlüftung!), Eigenbauten, Mäuseschränke
  • Maschendraht: Maschenweite von 12mm
  • extrem staubarme Einstreu
  • Heizung unnötig -> Temperaturen ab 20°C ideal
  • Wurzeln, Äste, Seile, Kork
  • Häuschen aus Holz, Kokosnuss, Ton, Keramik, Porzellan, Kork oder Heu
  • Laufrad wichtig
  • Sandschüssel optional (mit staubfreiem Sand!)
  • Futterschüssel kein Must Have
  • Wasserschüssel oder Trinkflasche
Die Sache mit dem Plastik
“Plastik ist schädlich.” So oder so ähnlich beten es noch heute viele Farbmaushalter daher – und das ist schon bei einigen Vielzitzenmaushaltern angekommen. Fragt man dann nach, kommt oft die Begründung: “Wenn sie das anfressen und scharfe Teile verschlucken, verletzen sie sich im Verdauungstrakt.” Das allerdings ist eine Urban Legend. Es gibt keine scharfen Teile, die die Darmwand aufschlitzen und Mäuse verschlucken nur sehr selten Späne dessen, was sie annagen. Ein solcher Kunststoffkrümel passiert dann einfach den Darm und wird wieder ausgeschieden. Fertig. Einzig gesundheitlich von Bedeutung – für Sie und Ihre Mäuse gleichermaßen – sind jegliche Kunststoffteile, die einen unangenehmen chemischen Geruch abgeben. Sie dünsten dann Weichmacher und andere schädliche Stoffe aus – und haben deshalb weder in Ihrer Wohnung, noch im Mäusekäfig was verloren. Ansonsten können Sie natürlich auch Plastikinventar verwenden – soweit es ausreichend belüftet ist und keine Nässe staut. Warum in meinen Empfehlungen Plastik trotzdem hinten runterfällt bzw. nicht erwähnt wird? Weil ich es nicht mag und soweit Plastikfasten im Haushalt betreibe, wie möglich. Ich verwende es lediglich in der Quarantäne. Wenn Sie es aber gern auch im regulären Mauszuhause verwenden wollen, steht dem – Obiges beachtet – nichts im Wege.
Brauchen Vielzitzenmäuse eine Heizung?
Obwohl Vielzitzenmäuse es gern warm haben, vertragen sie auch Temperaturen bis 17°C noch ohne Probleme. An solche Temperaturen müssen Sie sie jedoch gewöhnen. Temperaturstürze um mehrere Grad sowie schnelle Temperaturwechsel können zu Erkältungen führen. In kühleren Räumen sollten Sie zudem mehr Futter und Nistbaumaterial sowie Einstreu anbieten. Auch einen Heatspot nehmen die Mäuse in kühleren Räumen gern an. Ideal ist eine Umgebungstemperatur von 20 bis 22 Grad. In der Sommerhitze sind die Tiere auch für etwas Abkühlung dankbar. Erstaunlicherweise mögen meine Tiere zu diesem Zweck eine Dusche aus einer sehr fein vernebelnden Sprühflasche ganz gern. Jedoch können Sie auch gekühlte Steine oder ähnliches verwenden.
Vielzitzenmaus im naturnah eingerichteten Gehege
Ein abwechslungsreiches, großes Gehege ist für Vielzitzenmäuse Pflicht.
2 Vielzitzenmäuse im Gehege
Sobald die Tür offen ist, wird geschaut, was es Neues gibt.
Vielzitzenmaus spickt aus dem Gehege
Die Welt jenseits des Geheges ist einfach unwiderstehlich.

Futter für Vielzitzenmäuse

Das Trockenfutter sollte ein Mix aus einer Getreidemischung und Kleinsaaten (z.B. Grassamen, Spitzsaat, Hirsemix, Unkrautsamen) bestehen. Diesen Mix können Sie durch getrocknete Kräuter, Trockengemüse und ähnliches ergänzen. Achten Sie darauf, dass die Saatenmischung nicht zu energiereich ist, da Vielzitzenmäuse zu Adipositas neigen.

Als Frischfutter nehmen die Vielzitzenmäuse besonders gern Salate und andere Blätter. Jedoch können Sie die komplette Obst– und Gemüsepalette durchprobieren. Der Schwerpunkt sollte aber deutlich beim Gemüse sowie bei sonstigem Grünfutter liegen. Sie können Ihren Mäusen also täglich Frisches aus Feld, Garten und Wiesen mitbringen Obst ist eher als Leckerli in kleinen Portionen geeignet.

Grundlegend notwendig ist zudem eine Quelle für tierisches Protein. Diese können Sie in Form von Schaben und anderen lebenden Insekten, Trockeninsekten wie Seidenraupen oder gekochtem Ei anbieten. Greifen Sie nach Möglichkeit nicht auf Mehlwürmer und Zophobas als einzige oder Haupteiweißquelle zurück. Diese Insektenlarven sind sehr fettreich und tun der Linie Ihrer Mäuse auf Dauer nicht gut.

Checkliste Ernährung

  • kleinsaatenbetonte Samenmischung mit Getreiden als Grundfutter
  • Frischfutters aus Gemüse, grünen Pflanzen, Blüten und Obst
  • Insekten als Proteinfutter -> Lebendfütterung möglich
  • frisches Wasser
  • nicht diabetesgefährdet
  • nicht zu energiereich füttern!
Vielzitzenmaus frisst frischen Hibiskus
Hmmm, lecker Hibiskus - das finden auch Vielzitznmäuse.

Fortpflanzung und Lebenserwartung von Vielzitzenmäusen

Vielzitzenmäuse bekommen alle 4 Wochen nach einer Tragzeit von ca. 23 Tagen bis zu 22 nesthockende Jungtiere. Die Angaben durchschnittlicher Würfe schwanken dabei zwischen 5 und bis zu 20 Welpen, die je nach Wurfgröße bei der Geburt ein Gewicht von etwa 1,8 Gramm haben.

Nach 12 bis 16 Tagen öffnen die Jungtiere die Augen und beginnen, feste Nahrung aufzunehmen. Aber erst nach einer weiteren Woche sind die Jungen dann entwöhnt. Jedoch sollten sie bis zum Erreichen der Geschlechtsreife bei der Mutter bleiben, um wichtige Verhaltensweisen zu lernen und sich richtig zu sozialisieren.
Zu früh getrennte Jungtiere können später verhaltensauffällig werden. Das äußert sich zum einen in Problemen mit Artgenossen, aber auch in einer erhöhten Bissigkeit dem Halter gegenüber.

Die Geschlechtsreife tritt mit etwa 40 bis 45 Tagen ein. Von Zuchtreife wird aber bei Männchen erst ab ca. 12 Wochen und bei Weibchen ab ca. 16 Wochen gesprochen.

Aufgrund der rasanten Vermehrungsrate der Tiere, müssen Sie als Liebhaber vor der Anschaffung in jedem Fall sicherstellen, dass Sie kein Paar oder ein trächtiges Tier erwerben.

Checkliste Fortpflanzung

  • Tragzeit: ca. 23 Tage
  • Anzahl der Jungen: bis 22
  • alle 3-4 Wochen 1 Wurf
  • Geschlechtsreife: mit ca. 40 - 45 Tagen
  • Zuchtreife: ab ca. 12 (m) bzw. 16 (w) Wochen
  • Nesthocker
Lebenserwartung
Vielzitzenmäuse erreichen durchschnittlich ein Alter von 1,5 bis 2,5 Jahren.

Welche Krankheiten bekommen Vielzitzenmäuse?

Vielzitzenmäuse haben sich so noch die robuste Gesundheit ihrer Vorfahren erhalten. Bei tiergerechter Haltung und Fütterung werden sie kaum jemals krank.

Am häufigsten treten bei diesen Tieren Erkältungen durch Zugluft oder zu kalte Räume auf. Auch bei qualitativ schlechter Fütterung werden die Mäuse anfälliger für Infekte.

Eine auffällige Krebsneigung haben die Tiere nicht. Treten Geschwüre auf, sind es meist gutartige Lipome, der zu Adipositas neigenden Mäuse.

Eine geradezu klassische Erkrankung der Vielzitzenmäuse sind von Papilloma-Viren verursachte Warzen. Solange diese nicht an sensiblen Stellen wie Auge, Maul, Genitalregion oder unter den Füßen wachsen, sind sie in der Regel eher ein kosmetisches Problem. An prekären Stellen sollten Sie Warzen allerdings entfernen lassen.
In seltenen Fällen können sie massiv wuchern und große Teile des Körpers bedecken.
Problematisch sind chronisch blutende Warzen. Sie lassen sich aber gut mit Lotagen behandeln. Die Behandlung müssen Sie in den meisten Fällen dann lebenslang fortführen.

Typische Krankheiten

  • Erkältungen
  • Adipositas
  • Warzen
Tierarztkosten
Für veterinärmedizinische Notfälle sollten Sie eine Finanzreserve von mindestens 150 bis 200 Euro anlegen. Vor allem bei Tieren aus fachlich nicht versierten Quellen empfehle ich, die Reserve für den Tierarzt eher großzügig zu planen.
Viltzitzenmaus mit Warzen an Auge und Maul
Viltzitzenmaus mit Warzen an Auge und Maul

Wie kann ich Vielzitzenmäuse vergesellschaften?

Bei diesen großen Mäusen empfiehlt sich zur Vergesellschaftung am ehesten die Etappenmethode. Sie ermöglicht den Tieren ein entspanntes Kennenlernen und dem Halter erste Beobachtungen, wie die Nager aufeinander reagieren. In der Badewanne können Sie gut sondieren, wie sich die Vielzitzenmäuse gegenseitig finden. Setzen Sie sie nach dem Kennenlernen in einen Hamsterknast oder eine Transportbox von je nach Gruppengröße mindestens 40cm Seitenlänge. Verläuft die Vergesellschaftung bis dahin friedlich und ohne größere Aggressionen, können Sie die Tiere dann schon ins Endgehege setzen. Bei problematischeren Anläufen sollten Sie mindestens noch eine weitere Zwischengröße von etwa 80cm Seitenlänge dazwischen schalten.

Vielzitzenmäuse sind neuen Artgenossen gegenüber meist eher unkompliziert im Verhalten – adulte Böcke über 6 Monate ausgenommen. Die Vergesellschaftung ist daher nach einer Woche bzw. nach spätestens zwei Wochen weitestgehend abgeschlossen. Bei verhaltensgestörten Tieren sollten Sie allerdings bis zu 4 Wochen einplanen. Diese brauchen mehr Zeit, um den Umgang mit Artgenossen (wieder/ neu) zu lernen.

Es ist für erfahrenere Halter möglich, dauerhaft friedliche Böckchengruppen zu halten. Jedoch sollten Sie Böcken mehr Zeit geben, sich aneinander zu gewöhnen. Antipathien sind bei ihnen anfangs häufiger und stärker als bei Weibchen. Legen sich Antipathien auch nach einer Woche auf derselben Käfigstufe nicht, sollten Sie die Vergesellschaftung als gescheitert ansehen. Sind Fortschritte in diesem Zeitraum sichtbar, braucht Ihre Gruppe einfach mehr Zeit, um sich zu finden und die Rangordnung zu festigen.
Mitunter kommt es aber auch vor, dass einzelne Exemplare erhebliche Aggressionen zeigen und das Gegenüber noch nach zwei bis drei Tagen ernsthaft angreifen. Dann können Sie entweder den/die Aggressor(en) aus der Gruppe nehmen oder kastrieren lassen. Oder Sie kombinieren mehrere Methoden miteinander und versuchen es noch einmal. Geeignete Kombinationen mit der Etappenmethode als Basis wären Großraum-, Duft-, Trenngitter- oder Streutauschmethode. Ist auch nach mehreren Versuchen keine Annäherung der Mäuse abzusehen, sollten Sie spätestens hier die Vergesellschaftung abbrechen. Dann ist es besser, wenn Sie für das aggressive Tier nach anderen, passenderen Partnern schauen oder den (männlichen) Aggressor kastrieren lassen.

Frühestens 6 bis 8 Wochen nach der Kastration können Sie es mit Böcken erneut probieren. Schon nach 4 Wochen können Sie einen Versuch mit Weibchen starten.

Kommt es während einer Vergesellschaftung bei Vielzitzenmäusen zu Streit, sollten Sie – undabhängig vom Geschlecht der beteiligten – frühzeitig eingreifen. Andernfalls können die Auseinandersetzungenernsthafte Verletzungen nach sich ziehen.

Gruppe Vielzitzenmäuse zur Vergesellschaftung im Duna
Gruppe Vielzitzenmäuse zur Vergesellschaftung im Duna

Anschaffung von Vielzitzenmäusen

Die flauschigen Charaktermäuse haben es Ihnen angetan? Dann sollten Sie reiflich überlegen, woher Sie Ihre Mäuse bekommen. Zwar mangelt es nicht an Angeboten. Die Chance auf Pleiten, Pech und Pannen ist dadurch allerdings auch entsprechend groß.

1. Tierschutz
Vielzitzenmäuse landen inzwischen recht regelmäßig in Tierheim und privaten Pflegestellen – uns sitzen dort oft lange, manchmal lebenslang. Deshalb sollte Ihr erster Weg Sie zum örtlichen Tierheim oder im Internet zu einer entsprechenden Pflegestelle führen. Private Nothilfen wissen oft, wo Vielzitzenmäuse dringend auf ein Zuhause warten, wenn sie selbst keine haben. Dorthin können Sie sich also wenden, wenn sie in Ihrem Tierheim nicht fündig werden. Transporte aus anderen Teilen des Landes können in der Regel organisiert werden. Sie können also auch Mäuse aus entfernteren Nothilfen oder Tierheimen aufnehmen.
Auch wenn Vielzitzenmäuse inzwischen öfter in Tierheimen sitzen, sollten Sie nicht automatisch mit Beratungskompetenz bei den Mitarbeitern rechnen.  Außerdem müssen Sie vor allem bei Tierheimen auch mit unerkannten Krankheiten und Parasiten, manchmal sogar mit der Fehlbestimmung von Geschlechtern rechnen. Fragen Sie deshalb in Tierheimen immer nach, ob die Tiere nur durch die Sichtkontrolle gegangen sind, oder ob Kotproben genommen und eine Prophylaxe gegen Ektoparasiten gemacht wurde.

2. Seriöser Züchter

Werden Sie im Tierschutz nicht fündig, sollte Ihr nächster Gang zu einem seriösen Züchter führen. Der kann Sie fundiert beraten und kennt seine Tiere gut. Hier ist das Risiko, kranke Mäuse oder das falsche Geschlecht zu erwerben, ähnlich gering wie bei spezialisierten Pflegestellen.
Die Suche nach einem guten und engagierten Züchter ist jedoch gerade bei Vielzitzenmäusen schwerer, als viele denken. Da sich auch Leute mit ein paar Mäusen in einer Makrolonbox “Züchter” nennen, müssen Sie mehr Energie als bei manch anderer Mausart darin verwenden, die Spreu vom Weizen zu trennen.

3. Messen und Börsen

Auch auf Messen und Börsen werden Vielzitzenmäuse fast immer als Futtertiere angeboten und stammen aus eher zweifelhaften Verhältnissen. Schauen Sie sich die angebotenen Mäuse daher besonders gründlich an, ob diese gesund sind, und rechnen Sie auch bei optisch gesunden Nagern immer mit Parasiten!
Von Mitleidskäufen rate ich vor allem Anfängern dringend ab!

4. Zoohandlung und Vermehrer
In Zoohandlungen finden Sie vor allem bei Läden mit größerer Terraristikabteilung auch öfter Vielzitzenmäuse. Von diesen Tieren sollten Sie in jedem Fall Abstand nehmen. Das Risiko, kranke, mit Parasiten behaftete, zu junge oder schwangere Mäuse zu kaufen, ist enorm groß. Auch können die Händler oft die Geschlechter nicht sicher unterscheiden, sodass Sie Gefahr laufen, wider Willen ein Pärchen zu erwerben. Zudem unterstützen Sie mit dem Kauf oft Massenzuchten, die die Mäuse unter haarsträubenden Bedingungen “produzieren”.

Ähnlich sieht es bei Vermehrern, die die Tiere ohne Sachkunde und oft in schlechter bis katastrophaler Haltung nachziehen. Gerade die Fraktion ist bei Vielzitzenmäusen leider besonders groß.

Checkliste Anschaffung

  • Gehege
  • grabfähige Einstreu und Nistmaterial
  • Einrichtung (Wurzeln, Äste, Häuschen, Kork, Kokosnüsse, ...)
  • Futterschüsseln und Wasserflasche
  • Transportbox
  • fähiger Tierarzt, der Mäuse als Patienten wie alle anderen Tiere auch sieht
Anschaffungskosten
Die Anschaffungskosten für Vielzitzenmäuse schwanken je nach geplantem Gehege und Inventar sehr stark. So können sie für Gehege, Futter und Inventar von ca. 150 Euro bis weit über 300 Euro liegen. Die Unterhaltskosten richten sich dann stark nach der Gruppengröße, der verwendeten Streu und der Gehegegröße/-art. Sie kann deshalb auch zwischen etwa 20 und 50 Euro schwanken. Planen Sie außerdem eine Finanzreserve für veterinärmedizinische Notfälle von mindestens 150 bis 200 Euro ein.
Vielzitzenmaus mit Möhrengrün
Unterstützen Sie engagierte Nothelfer und adoptieren Sie Ihre Vielzitzenmäuse aus spezialisierten Pflegestellen.

Farbmäuse in Artengesellschaften

Bitte bedenken Sie in jedem Fall: Artengesellschaften gehören immer in Hände erfahrener Halter und benötigen deutlich mehr Platz als die artreine Haltung!

Für eine Artengesellschaft sind Vielzitzenmäuse recht gut geeignet, da sie flexibel sind und meist freundlich auf andere Arten reagieren. Jedoch verträgt sich nicht jedes Exemplar mit anderen Arten. Mitunter kommt es in den gemischten Gesellschaften zu Spannungen. Da die meisten infrage kommenden Arten (teils deutlich) kleiner als die Vielzitzenmäuse sind, sollten Sie dann zu deren Schutz von einer Artengesellschaft absehen.

Eine in der Regel sehr harmonische Kombination stellen dabei Vielzitzenmäuse mit Farbmäusen dar. Deshalb werden sie gern als Partner für einsame, unkastrierte Farbmausböcke gehalten. Das stellt zwar eher eine Notlösung dar, ist jedoch durchaus ein gangbarer Weg, wenn die Alternative für den Farbmausbock Einsamkeit in Einzelhaltung wäre.

Mehrheitlich positive Erfahrungen haben ich gemacht mit den folgenden Kombinationen:

  • Vielzitzenmäuse + Farbmäuse (funktioniert meistens, kann aber auch an aggressivem Verhalten von Seiten der Vielzitzenmäuse scheitern; enges Miteinander beider Arten; Unterschiede in der Fütterung beachten)
  • Vielzitzenmäuse + Streifenmäuse (meist sehr friedlich, aber oft eher ein Nebeneinander als ein Miteinander)
  • Vielzitzenmäuse + Nilstachelmäuse (funktioniert meistens, Stachelmäuse verfetten nicht)
  • Vielzitzenmäuse + Sinai-Stachelmäuse (funktioniert meistens, ähnliche Ansprüche in puncto Energiegehalt des Futters)
  • Farbmäuse + Weißfußmäuse (oft harmonisches Miteinander, Fütterung unproblematisch)

Ungünstige oder durch das Verhalten einer Partnerart oder der Vielzitzenmäuse gescheiterte Kombinationen hatte ich bisher noch nicht.

Schaffen Sie niemals Vielzitzenmäuse für eine Artengesellschaft an, wenn Sie bei Nichtvertragen nicht auch die Möglichkeit haben, beide Arten getrennt zu halten.
Sie sollten beide Arten auch schon als artreine Gruppe längere Zeit gehalten haben und ausreichend über deren Bedürfnisse und Eigenheiten informiert sein. So vermeiden Sie, dass grundlegende Bedürfnisse der Tiere in der Artengesellschaft leiden.
Können Sie diese Grundbedingungen nicht sicherstellen, sollten Sie von einer Artengesellschaft in jedem Fall absehen!

Quellen:

http://www.schulzoo.de/
http://www.vielzitzenmaus.de.vu/
Wilson & Reeder (2005): Mammal Species of the World: A Taxonomic and Geographic Reference, Verlag J. Hopkins 
Leirs, H. et al (2010): Rodent Outbreaks in Sub-Saharan Africa. In: Singleton (Hrsg.): Rodent Outbreaks. Ecology and Impacts.

Letztes Update: 28.09.2020