Enrofloxacin

Enrofloxacin für Mäuse und andere Nager

Präparate:

  • Baytril
  • Enrobactin
  • Enro-Sleecol
  • Enrotab
  • Enrotril
  • Enrotron
  • Enrox
  • Enroxil
  • Doraflox
  • Fenoflox
  • Orniflox
  • Powerflox
  • Unisol
  • Ursofloxacin
  • und andere ...

Kurzinfo:

  • Antibiotikum
  • Chinolon der 2. Generation
  • Fluorchinolon
  • Gyrasehemmer
Pillen, Tropfen, Injektionen
rezeptpflichtig
Schulmedizin für Mäuse

Wirkung und Eigenschaften von Enrofloxacin

Der Wirkstoff Enrofloxacin ist ein Antibiotikum der Veterinärmedizin. Es ist bakterizid. Das bedeutet, dass es die Bakterienzelle abtötet.

Der Wirkspiegel wird laut Literatur bei oraler und parenteraler Gabe gleich gut erreicht. In der Praxis hat sich die Injektion im Zweifel jedoch als wirksamer erwiesen – wohl auch, weil so sicher die nötige Dosis komplett aufgenommen wird. Zudem ist die Aufnahme des Antibiotikums in den Körper bei subkutaner Gabe verzögert und die Ausscheidung herabgesetzt. Das macht ein längeres Behandlungsintervall möglich.

Bei Enrofloxacin tritt bei außerdem ein sogenannter postantibiotischer Effekt auf. Daher hemmt er das Bakterienwachstum auch noch, wenn der Wirkstoffspiegel im Blut unterhalb des für die Wirkung nötigen, ohnehin niedrigen Minimums absinkt.

Enrofloxacin hemmt die sogenannte DNA-Gyrase und damit sowohl wachsende als auch ausgewachsene Bakterienzellen. Die DNA-Gyrase ist ein Enzym der Bakterien, ohne das ihre Überlebensfähigkeit stark abnimmt. Zusammen mit anderen Enzymen ist sie an Replikation, Transkription und Rekombination der DNA beteiligt.
Enrofloxacin bindet sich an eine Untereinheit der DNA-Gyrase und hemmt so die Wirkung derselben selektiv. Zellen von Tieren unterscheiden sich in ihrer DNA von Bakterien. Daher hemmen Chinolone wie Enrofloxacin tierische Zellen lediglich in sehr hohen Konzentrationen.

Zudem kann es wie andere Wirkstoffe dieser Wirkstoffklasse die Bakterien auch in der Ruhephase angreifen, da es die Durchlässigkeit der Zellwände beeinflusst.

Wie alle Fluorochinolone ist Enrofloxacin lipophil und dringt daher gut in die Gewebe ein. Besonders hoch ist die Konzentration in Galle, Leber, Niere, Lunge und den Reproduktionsorganen. Auch im Bewegungsapparat kann es einen wirksamen Spiegel aufbauen. Darüber hinaus durchdringt es die Blut-Hirnschranke und ist gut knochengängig.

Enrofloxacin lagert sich außerdem bevorzugt in Zellen des Immunsystems an, die vermehrt bei chronischen Entzündungen auftreten. Daher kann eine chronische Entzündung je nach vorhandener Zahl dieser Zellen den im Blut tatsächlich vorhandenen Spiegel spürbar beeinflussen.

 

In der Leber wird es zu 40% zu Ciprofloxacin verstoffwechselt, seinem sogenannten Hauptmetabolit. Das ist auch wesentlich für die Wirksamkeit dieses Antibiotikums verantwortlich.

Der Wirkstoff wird über Leber und Niere ausgeschieden. Deshalb dauert die Ausscheidung von Enrofloxacin bei beeinträchtigter Nierenfunktion länger und der Serumspiegel ist höher.

Eigenschaften

  • bakterizid
  • lipophil
  • knochengängig
  • durchdringt Blut-Hirn-Schranke
Gut zu wissen ...
Enrofloxacin gilt in der Veterinärmedizin eigentlich als Reserveantibiotikum. Bei kleinen Nagern wie Mäusen haben sich Baytril und andere Präparate mit diesem Wirkstoff jedoch im Großen und Ganzen als erstes Mittel der Wahl durchgesetzt.
Wichtig!
Bei Jungtieren ist die Verteilung des Wirkstoffes im Körper schlechter als bei erwachsenen Tieren. Insgesamt verteilt sich Enrofloxacin bei Mäusen jedoch sehr gut.

Indikationen für Enrofloxacin

Enrofloxacin ist ein sogenanntes Breitbandantibiotikum. Das bedeutet, dass es gegen eine ganze Reihe verschiedener Keime in verschiedenen Körperregionen wirksam ist. Dazu gehören die meisten gramnegativen Keime und viele grampositive Keime. Auch gegen Mycoplasmen ist es antimikrobiell wirksam. Gegen Anaerobier wirkt es nur schwach.

Angewendet wird es bei Atemwegserkrankungen, Infektionen der Verdauungsorgane, des Harn- und Geschlechtsapparates oder der Haut sowie bei äußeren Verletzungen. Es wird auch bei multiresistenten Keimen wie Salmonellen oder Pseudomonaden sowie bei E.coli-Infektionen verwendet.

In der Literatur nicht erwähnt, in der Praxis aber üblich ist außerdem die Gabe bei Schiefkopf, wenn die Vermutung auf Mittelohrentzündung (Otitis media), Entzündung der Hirnhäute oder des Gehirns naheliegt.

Indikationen im Überblick

  • grampositive Keime
  • gramnegative Keime
  • Salmonellen & Pseudomonaden
  • Mycoplasmen
  • schwach gegen Anaerobier
  • Atemwegserkrankungen
  • Verdauungstrakt
  • Harn- und Geschlechtstrakt
  • Haut
  • Kopf und ZNS

Dosierung und Verträglichkeit von Enrofloxacin

Enrofloxacin gibt es in Form von Tabletten sowie als orale und Injektionslösung. Die Lösungen sind als 0,5%ige, 2,5%ige, 5%ige und 10%ige Lösung erhältlich.
Für Farbmäuse wird in der Regel die 2,5%ige Lösung verwendet. Bei Arten, die deutlich kleiner sind als Farbmäuse, können Sie auch auf 0,5%ige Lösung zurückgreifen.

Verabreicht werden sollten abhängig von der Größe Ihrer Tiere 10 – 15 mg/kg.
Im Zweifel sollten die Tiere leicht (!) überdosiert sein, um eine Resistenzbildung durch (temporäre) Unterdosierungen zu vermeiden.

Baytril und andere enrofloxacinhaltige Präparate sind auch hochdosisverträglich. Bei schweren Infektionen können Sie die Tagesdosis verdoppeln. Am besten verabreichen Sie dann 2 Dosen täglich im Abstand von 12 Stunden über 3 bis 5 Tage hinweg und reduzieren dann auf die einfache Dosis. Dieses Vorgehen hat sich in der Praxis gut bewährt.

Müssen Sie ganze Gruppen oder sehr scheue Nager mit dem Antibiotikum behandeln, können Sie es auch über das Wasser verabreichen. Wichtig: Ermitteln Sie vor Gabebeginn, wie viel Ihre Tiere täglich trinken. So können Sie die Dosierung etwas zuverlässiger steuern.
Bieten Sie das antibiotikumhaltige Wasser am besten in einer abgedunkelten Flasche.

Enrofloxacin in Hochdosis
Enrofloxacin hat sich vor allem bei schweren Verläufen auch in Hochdosis als verträglich und sehr effektiv erwiesen. Je nach Zustand des Patienten können 1 – 2 Tropfen einer 5%igen Lösung 1 – 2x täglich verabreicht werden. Die Hochdosistherapie wird je nach Verlauf 3 – 5 Tage angesetzt und bevor der Patient mit der Normaldosis zu Ende behandelt wird. In der Praxis bewährt haben sich für die Hochdosistherapie die Injektionslösungen Baytril 5% und Enrofloxacin 5%. Nebenwirkungen wie Durchfall treten nicht häufiger auf als bei der Normaldosis.
WICHTIG!
Bedenken Sie bei der Berechnung der Dosierung: Je kleiner eine Art ist, umso schneller ist der Stoffwechsel und umso höher muss die Dosierung in mg/kg sein. Zudem gilt: Arten, die wenig trinken, brauchen eine höhere Konzentration des Wirkstoffes im Wasser, um ausreichend Antibiotikum aufzunehmen.
Gabedauer
In der Regel wird Enrofloxacin über 5 bis 10 Tage, maximal 14 Tage verabreicht. Bei Bedarf kann es – in Absprache mit dem Tierarzt – auch länger gegeben werden.
Orniflox
Obwohl speziell für Kleinnager zugelassen, hat sich diese Variante des Wirkstoffs als wenig praxistauglich und effektiv erwiesen. Falls möglich, verwenden Sie ein anderes Enrofloxacin-Präparat.

Berechnungsbasis für die 2,5%ige Lösung bei Farbmäusen:

KonzentrationVolumen
0,1mg/10g0,004ml/10g
0,15mg/10g0,006ml/10g

Bei Farbmäusen hat sich Enrofloxacin als sehr verträglich erwiesen.
Bei heftigen Infekten und sehr schlechtem Zustand des Patienten hat zu Behandlungsbeginn eine Behandlung mit einer erhöhten (bis doppelten) Dosis der Normaldosis bessere Ergebnisse gezeitigt als die Behandlung mit der Standarddosis. Je nach konkretem Befund und Zustand des Patienten sowie dem Krankheitsverlauf sollte die Hochdosis etwa 5 bis 7 Tage gegeben und danach mit Normaldosis weiterbehandelt werden. Eine erhöhte Rate an Nebenwirkungen bei dieser Form der Therapie ließ sich in der Praxis bei der Therapie mehrerer 100 Farbmäuse bisher nicht beobachten. Enrofloxacin scheint also auch in Hochdosis sehr gut verträglich.

Bei Farbmäusen hat sich für die Gabe über das Wasser im Mäuseasyl eine Dosierung von 1ml 2,5%-Enrofloxacin-Lösung auf 30ml Wasser bewährt.

Berechnungsbasis für die 2,5%ige Lösung bei Mongolischen Rennmäusen:

KonzentrationVolumen
0,1mg/10g0,004ml/10g
0,15mg/10g0,006ml/10g

Bei Mongolen hat sich Enrofloxacin als sehr verträglich erwiesen.

Bei sehr scheuen Exemplaren hat sich für die Gabe über das Wasser im Mäuseasyl eine Dosierung von 1ml 2,5%-Enrofloxacin-Lösung auf 30ml Wasser bewährt.

Bei verschiedenen exotischen Mäusen und mausartigen Nagern haben sich Baytril und andere enrofloxacinhaltige Präparate als sehr verträglich erwiesen.

Die Dosierung richtet sich nach der Größe der jeweiligen Art. Für kleinere Arten können Sie sich an Farbmäusen orientieren. Ratten- oder ähnlich große Exoten schlagen Sie am besten unter den Farbratten nach.

Allgemein ist Enrofloxacin für exotische Säuger sehr verträglich.

Bei Zwergschläfern trat – im Vergleich zu Farbmäusen – bei mir öfter Durchfall auf. Bei Kurzschwanzopossums konnte ich in den wenigen Fällen hier keine unerwünschten Nebenwirkungen feststellen.

Berechnungsbasis für die 2,5%ige Lösung bei Zwerg- und Mittelhamstern:

KonzentrationVolumen
0,1mg/10g0,004ml/10g
0,05mg/10g0,002ml/10g

Für Hamster (ohne Differenzierung nach Arten) empfiehlt die Literatur bei oraler Gabe 5 – 10mg/kg 1x täglich, für die subkutane Gabe ebenfalls 5 – 10mg – allerdings 2x täglich. Bei Hamstern ist Enrofloxacin sehr verträglich.

Berechnungsbasis für die 2,5%ige Lösung bei Farbratten:

KonzentrationVolumen
1mg/100g0,04ml/100g
0,5mg/100g0,02ml/100g

Bei Farbratten gilt Enrofloxacin als sehr verträgliches Antibiotikum. Empfohlen wird bei oraler oder subkutaner Gabe eine Dosierung von 5 – 10mg/kg, erste erfolgt 2x, letztere 1x oder 2x täglich. Bei der Gabe über das Trinkwasser gelten als Richtwert 50 – 100mg/l Wasser.

Anwendung

Enrofloxacin wird in der Regel als orale Lösung verabreicht. Sie können aber auch die Injektionslösung oral geben. Um die Menge genau abmessen zu können, sollten Sie sie in eine 1ml-Spritze füllen. Sie besitzt die nötigen Unterteilungen für eine korrekte Gabe.

Geben Sie die Lösung einmal täglich nach Möglichkeit direkt ins Maul oder verabreichen Sie sie mit einem Leckerli. Mehr dazu finden Sie im Artikel „Wie kommt das Medikament in die Maus?“
Wichtig: Der Wirkstoff hat einen recht chemischen, unangenehmen Geschmack und riecht auch entsprechend. Das gilt sowohl für aromatisierte, orale Lösungen als auch für die ebenfalls für die orale Gabe geeigneten Injektionslösungen. Letztere sind den meisten Tieren noch aúnangenehmer. Es kann also passieren, dass Ihr Patient, sich das Medikament nicht mit einem Leckerli “unterjubeln” lässt.

Nach dem Abklingen der Symptome sollten Sie Enrofloxacin noch 2 Tage weiter verabreichen. So wird verhindert, dass einige Keime das Antibiotikum überleben und sich Resistenzen bilden. Eine Kur mit Enrofloxacin sollte sich maximal über 14 Tage erstrecken. Sprechen Sie eine längere Gabe unbedingt noch mal mit Ihrem Tierarzt ab!

Zwischen der letzten Kur und einer erneuten Gabe liegen im Idealfall mindestens 4 Wochen liegen. Eine frühere Gabe ist möglich, bedarf jedoch ebenfalls einer Rücksprache mit Ihrem Tierarzt!

Antibiogramm
Ist die Erstellung eines Antibiogramms vor der Gabe realisierbar und die Erkrankung nicht zeitlich kritisch, empfiehlt es sich, vor der Gabe von Enrofloxacin ein Antibiogramm anlegen zu lassen. Sinnvoll und besonders wichtig ist das Antibiogramm auch dann, wenn sich ein anderes Antibiotikum bereits als wirkungslos erwiesen hat. Beachten Sie hier außerdem vor der Gabe mögliche Kreuzresistenzen. Ist es nicht möglich, Proben für eine Kultur mit Antibiogramm zu nehmen oder ist die Behandlung zeitlich kritisch – bei Mäusen der Regelfall – kann Enrofloxacin natürlich auch ohne diesen Laborbefund verabreicht werden.

Kontraindikationen für Enrofloxacin

Sind Überempfindlichkeiten auf den Wirkstoff bekannt, darf Enrofloxacin nicht verabreicht werden. Aus der Praxis sind mir Unverträglichkeiten bei mausartigen Kleinsäugern jedoch bisher nicht bekannt.

Sind Resistenzen auf andere Antibiotika aus der Gruppe der Chinolone bekannt, schließt das die Anwendung von Baytril oder anderen enrofloxacinhaltigen Medikamenten aus, da dann in jedem Fall eine Kreuzresistenz besteht.

Für Enrofloxacin sind bei Katzen und Hunden für deren Jungtiere Knorpelschäden nachgewiesen. Für Mäuse gilt das laut Literatur (bislang) nicht. Auch konnte ich in der Praxis eine negative Wirkung nicht beobachten. Da eine mögliche Schadwirkung aber nicht hundertprozentig ausgeschlossen ist, sollten Sie den Wirkstoff nur im Notfall bei im Wachstum befindlichen, tragenden oder säugenden Tieren anwenden.

Mäuse mit bekannten Anfallsleiden wie Epilepsie sollten das Antibiotikum nicht erhalten.

Resistenzen
Resistenzen sind bei Pseudomonas aeruginosa, Klebsiella pneumoniae, Actinetobacter und Enterokokken bekannt.
Resistenzbildung
Oft beobachte ich, dass Halter – und auch manche Tierärzte – Breitbandantibiotika als eine Art Allheilmittel verwenden. Mitunter ist eine versuchsweise Gabe eines Antibiotikums nicht vermeidbar. Jedoch sollten Sie als Halter nicht einfach diese hochpotenten Medikamente an Ihren Patienten verabreichen, ohne das zumindest vorher mit Ihrem Tierarzt abzusprechen. Eine nicht indizierte und/oder zu häufige Gabe fördert nämlich die Bildung von Resistenzen. WICHTIG: Bei Farbmäusen denken auch in Mäusen unerfahrene Tierärzte bei Atemwegserkrankungen nicht immer an ein Herzleiden. Haken Sie vor allem dann nach dieser Differentialdiagnose nach, wenn ein Antibiotikum überhaupt keine Besserung zeigt und das Tier mindestens phasenweise erschöpft und wie außer Puste wirkt.

Nebenwirkungen

In der Praxis hat sich Enrofloxacin sowohl bei Farbmäusen und Mongolischen Rennmäusen als auch bei exotischen Nagern als sehr verträglich erwiesen. Schwere Nebenwirkungen konnte ich bislang nicht beobachten. Gelegentlich kommt es durch eine gestörte Darmflora zu weichem Stuhl oder leichtem Durchfall.

Vor allem bei einem größeren Volumen treten bei intramuskulärer oder subkutaner Gabe in einigen Fällen Reizungen, seltener auch Nekrosen auf. Wird die Lösung zum Ablecken oder versehentlich auf der Haut bzw. im Fell verteilt, kommt es oft zu massivem Haarausfall und Reizungen des betroffenen Hautareals.

Bei extrem hohen Dosen können theoretisch Krämpfe durch Hemmung des GABA-Transmitters auftreten, die dann mit Diazepam gelindert werden. In der Literatur sind für kleine Nager bisher aber keine Überdosierungen bekannt.

Das Stoffwechselprodukt Ciprofloxacin kann zu einer vermehrten Kristallbildung im Urin führen. Ist bei einer Familie die Neigung zu Blasensteinen bekannt, sollten deren Mitglieder nicht mit Enrofloxacin und behandelt werden. Generell sollten Sie während der Behandlung darauf achten, dass Ihr Patient ausreichend trinkt.

Studien, die unter anderem an Farbratten durchgeführt wurden, haben keine fruchtschädigende Wirkung bei der Gabe an trächtige Tiere ergeben. Auch tritt eine toxische Wirkung auf die Feten erst ein, wenn die Dosis auch dem Muttertier schadet.

Nebenwirkungen im Überblick

  • weicher Kot oder Durchfall
  • lokale Reizungen bei Injektion
  • selten Nekrosen bei Injektion
  • Kristallurie
  • nicht teratogen
  • nicht fetotoxisch
Durchfall
Durchfälle sind vor allem bei oral verabreichten Antibiotika die häufigste Nebenwirkung. Bieten Sie den Tieren daher nach einer Behandlung ausgleichende Mittel für den Darm (z.B. Mutaflor, Naturjoghurt) an. Treten schwere Durchfälle auf, sollten Sie mit Dysticum gegensteuern.

Wechselwirkungen

Die Antibiotika Nitrofurantoin, Chloramphenicol, Tetracycline, Phenicole und Makrolide können als Gegenspieler von Fluorochinolonen wirken und ihren Effekt dadurch beeinträchtigen. Bei Cephalosporinen verstärkt Enrofloxacin dessen Toxizität für die Niere.
Synergie-Effekte wurden dagegen mit Aminoglykosiden bei einigen Bakterien (Pseudomonas aeruginosa, Enterobakteriaceen) beobachtet.
Bekommt Ihr Patient wegen Durchfall parallel eine Kur mit Huminsäure (Dysticum), sollten Sie die Gabe beider Präparate um 3 bis 4 Stunden versetzen. Andernfalls kann das Dysticum das Antibiotikum an sich binden und aus dem Körper schleusen. Die Folge: Der therapeutisch wirksame Spiegel wird nicht erreicht.
Werden Chinolone wie Enrofloxacin parallel mit Theophyllin verabreicht, wird Letzteres langsamer abgebaut. Das kann Störungen der Verdauung, des Herz-Kreislaufsystems sowie des Nervensystems führen.
Säurehemmer, die sogenannten Antacida, enthalten Kationen, die mit Enrofloxacin interagieren. Dadurch hemmen sie die Absorption des Wirkstoffes. Bekommt Ihr Patient einen Wirkstoff aus dieser Gruppe sollten Sie daher mindestens einen Abstand von 2 Stunden einhalten.

Darf ich Enrofloxacin mit Milchprodukten geben?
Nein. Enrofloxacin interagiert mit Kationen wie Calcium, die auch in Milchprodukten enthalten sind. Das beeinträchtigt die Wirkung des Antibiotikums. Rühren Sie es deshalb nicht in Sahne, Quark, Joghurt oder andere Milchprodukte, um es Ihrem Patienten einfacher verabreichen zu können.

Lagerung und Haltbarkeit

Enrofloxacin ist lichtempfindlich, genauer gesagt reagiert es auf den UV-Anteil des Lichts. Lagern Sie Präparate mit diesem Wirkstoff wie etwa Baytril immer dunkel.

Die Lagertemperatur sollte 30°C nicht überschreiten. Enrofloxacinhaltige Medikamente dürfen zudem nicht eingefroren werden. Optimal ist die Lagerung bei normaler Raumtemperatur. Im Kühlschrank nadelt die Lösung schneller aus.

Sollte Ihr Baytril – oder eine vergleichbare Lösung mit Enrofloxacin – kleine, durchsichtige Nadeln in der Flüssigkeit aufweisen, so müssen Sie es entsorgen. Es ist dann nicht mehr verwendbar.
Korrekt gelagert und hygienisch entnommen, halten sich die meisten Präparate länger als auf der Verpackung angegeben. Bekommen Sie von Ihrem Tierarzt orale oder Injektionslösung in Spritzen abgefüllt, sollten Sie diese sorgfältig verschließen und nach Möglichkeit zeitnah aufbrauchen.

Lagerung im Überblick

  • dunkel lagern
  • sorgfältig verschließen
  • nicht über 30°C lagern
  • nicht einfrieren
  • auf hygienische Entnahme achten
Entsorgung
Entsorgen Sie Reste im Hausmüll. Leeren Sie das Antibiotikum niemals in Klo oder Spülbecken!
Disclaimer
Diese Seite dient nur der Information. Sie ist kein Ersatz für den Tierarzt und soll auch keine Behandlungsanleitungen für den Alleingang bieten. Haftung für Schäden an Ihren Tieren bei Handeln ohne Ihren Tierarzt wird daher nicht übernommen!

Quellen

Pharmakologie-Datenbank der Uni Zürich
Bayer

A. Ewringmann, B. Glöckner: Leitsymptome bei Hamster, Ratte, Maus und Rennmaus, Enke Verlag 2008, S. 257

Letztes Update: 07.06.2023