Mäusen Medikamente verabreichen

Ihr Nager ist krank und muss Medikamente bekommen. Doch wie bekommen Sie das Medikament am besten in die Maus?
Hierfür gibt es mehrere Methoden, deren Vor- und Nachteile Sie im Einzelfall gründlich abwägen sollten.
Medikamente zur inneren Anwendung gibt es in den unterschiedlichsten Darreichungsformen, von Flüssigkeiten über Gels und Pasten bis hin zu Pulvern und Tabletten. Gerade bei Pulvern und Tabletten empfiehlt es sich, das Medikament in etwas Flüssigkeit aufzulösen, da sich flüssige Medikamente in der Regel besser geben lassen. Für Flüssigkeiten gibt es viele Möglichkeiten, diese oral zu verabreichen, also so, dass sie über das Maul aufgenommen werden.

Applikation direkt ins Maul

Das Medikament wird über eine Spritze oder eine Pipette direkt ins Maul verabreicht. Daher setzt diese Methode voraus, dass Sie den Patienten auch sicher festhalten können, ohne dass das Tier vor Stress kollabiert. Bei den meisten Arten können Sie für die notwendige Fixierung den Nackengriff anwenden. Bei Arten(gruppen) wie Hamstern kann dieser Griff jedoch zu Verletzungen führen. Dann brauchen Sie viel Feingefühl, um den Kopf zwischen den Fingern oder mit Hilfe eines Handtuchs ausreichend zu fixieren.

Achten Sie darauf, dass die Maus das Medikament auch wirklich schluckt. Manche Tiere spucken es auch wieder aus oder lassen es seitlich aus dem Maul laufen und die Wirkung bleibt aus. Einige Medikamente, wie das Antibiotikum Baytril, können mit leckeren Flüssigkeiten und Pasten vermischt werden. Mehr dazu lesen Sie weiter unten bei “Unter das Futter mischen”.

Vorteile
  • Die notwendige Dosis wurde mit hoher Wahrscheinlichkeit komplett aufgenommen.
Nachteile
  • Festhalten verursacht Stress, der umso größer ist, je scheuer ein Tier ist.
  • Nicht geeignet für Tiere, die Sie nicht sicher festhalten können.
  • Nur eingeschränkt für Wühlmäuse geeignet, da sie sehr stressanfällig sind.
Geeignet für:
  • Flüssigkeiten, die für orale Gabe geeignet sind
  • Gele
  • Pasten
Risiken
  • Bei falscher Anwendung kann es zu einer Aspiration, also zum Einatmen, der Medikamente kommen. Diese kann im schlimmsten Fall tödlich enden. Sehen Sie daher bei sich stark wehrenden Exemplaren von dieser Gabeform ab!

Ins Fell schmieren

Können oder wollen Sie den Patienten nicht direkt festhalten, können Sie das Medikament auch ins Fell schmieren, wo es das Tier dann beim Putzen aufnimmt.
Voraussetzung ist hier, dass die entsprechende Nagerart das Fell auch hauptsächlich über das Putzen pflegt. Bei Arten, die das Fell überwiegend mit Sandbädern reinigen, wie etwa Springmäuse und Zwerghamster, können Sie diese Methode nicht anwenden.

Das behandelte Tier sollten Sie für ein paar Minuten in eine Box setzen, bis es das Medikament abgeleckt hat. So stellen Sie sicher, dass nicht auch andere Gruppenmitglieder das Fell reinigen und so ebenfalls Teile der Dosis aufnehmen. Dadurch würde die Dosis beim zu behandelnden Tier zu gering und es können bei Antibiotika schnell Resistenzen entstehen. Zudem ist bei Mindermengen die Wirksamkeit des verabreichten Medikaments eingeschränkt oder geht gar ganz verloren.

Lassen Sie sich zu dieser Methode von Ihrem Tierarzt beraten, ob die Dosis nicht etwas erhöht werden sollte, um sicherzustellen, dass es nicht durch eventuell im Fell verbleibende Reste oder Oxidationsverluste zu einer Dosisminderung kommt. Zudem gibt es Medikamente, die nicht mit der Haut oder dem Fell in Berührung kommen sollten.

Vorteile
  • Es ist nur eine kurze Berührung nötig. Daher ist diese Methode relativ stressarm.
  • Nur der Patient selbst nimmt das Medikament auf.
Nachteile
  • Sie sind nicht sicher, ob die gewünschte Dosis wirklich aufgenommen wurde.
  • Medikamente, die am Luftsauerstoff oxidieren, können einen Anteil des Wirkstoffes einbüßen.
Geeignet für:
  • Flüssigkeiten, die für orale Gabe geeignet sind
  • Gele
  • Pasten
Risiken
  • Einige Medikamente (z.B. Tetraseptin) dürfen nicht auf die Haut gelangen. Sie können u. a. Reizungen und Nekrosen verursachen.
  • Medikamente, die sehr exakt dosiert werden müssen, liegen schnell im Bereich einer Über- oder Unterdosis. Die Gefahr von Nebenwirkungen bzw. Wirkungsverlust ist dadurch sehr groß.

Medikamente ins Wasser geben

Diese Methode wird gern angewendet, da sie für Tier und Halter recht einfach ist und sich auch für sehr scheue Tiere eignet.
Sie lässt sich schlecht bei Arten anwenden, die extrem wenig trinken wie etwa Wüstenspringmäuse.

Es hat sich bei dieser Gabeform als sinnvoll erwiesen, die für orale Gabe in der Literatur angegebene Dosierung leicht zu überschreiten. Für einige Medikamente gibt es in der Literatur auch schon Dosierungen für die Gabe über das Trinkwasser.
Wichtig: Die für Mäuse in der Literatur angegebenen Dosierungen beziehen sich auf Farbmäuse und ihre durchschnittlichen Trinkmengen. Für Arten, die besonders viel oder wenig trinken, müssen Sie die Dosis entsprechend anpassen.

Ermitteln Sie nach Möglichkeit schon 1 bis 2 Tage vor der Medikation, wie viel Ihre Mäuse ohne Frischfuttergabe trinken und bereiten Sie täglich auch nur in etwa diese Menge zu. Um die Trinkmenge stabil zu halten, sollten Sie während der Medikamentengabe auf Frischfutter verzichten, da so mancher Patient gern darauf ausweicht, wenn ihm das mit Medizin versetzte Wasser nicht schmeckt.

Bei einigen Medikamenten müssen Sie die Trinkflasche gegen Licht schützen, da der Wirkstoff sonst zerfällt.
Zudem sollten Sie für die Wassergabe grundsätzlich keine Schüsseln verwenden. Hier können Wirkstoffe schnell und (fast) vollständig oxidieren und ihre Wirksamkeit verlieren. Durch Verdunstung ist zudem die Dosis nicht stabil. Verunreinigungen können außerdem einen Wechsel des Wassers erfordern, ohne dass Sie wissen, wie viel die Patienten schon getrunken haben. Die Kontrolle über die aufgenommene Dosis geht damit komplett verloren.

Vorteile
  • Diese Methode verursacht bei den Tieren keinerlei Stress.
  • Sie eignet sich auch für extrem scheue oder stressempfindliche Arten und Exemplare.
  • Die Methode ist gut geeignet, wenn viele Mitglieder oder gar die ganze Gruppe erkrankt ist.
Nachteile
  • Eine exakte Dosierung ist nicht möglich, da die Tiere unterschiedlich viel und zu unterschiedlichen Zeiten trinken. Der Wirkstoff sollte für diese unregelmäßige Aufnahme geeignet sein.
  • Die gesamte Gruppe nimmt das Medikament auf, auch wenn nicht alle Mitglieder erkrankt sind.
  • Bei Unterdosierung kommt es bei Antibiotika sehr schnell zu Resistenzbildung. Lassen Sie sich hier ausführlich vom Tierarzt beraten.
Geeignet für:
  • Flüssigkeiten, die für orale Gabe geeignet sind
  • wasserlösliche Pulver, Tabletten, Pasten und Gels
Risiken
  • Achtung: Manche Medikament müssen nach einem genauen Zeitplan in exakter Dosierung verabreicht werden. Für diese ist die Methode ungeeignet. Lassen Sie sich von Ihrem Tierarzt beraten!

Medikamentengabe mit Leckerli

Das Medikament wird entweder über ein Leckerli (Backoblate, Kürbiskern, o.ä.) getropft oder mit Sahne, Kokosmilch, Nutrical oder ähnlichem verrührt und dem Patienten angeboten.
Diese Methode funktioniert besonders gut bei Farbmäusen und Vielzitzenmäusen und hand-/futterzahmen Exoten. Achten Sie dabei darauf, dass die nötige Dosis komplett verfüttert wird.
Vorsicht: Nutrical und ähnliche Pasten sind stark zuckerhaltig. Nicht alle Exoten dürfen es bekommen! Informieren Sie sich vorher!
Manche Medikamente schmecken allerdings so widerlich, dass die Tiere sie selbst mit einem Leckerli nicht freiwillig annehmen.

Vorteile
  • Nur der Patient selbst nimmt das Medikament auf.
  • Da es freiwillig gefressen wird, ist die Methode nicht mit Stress verbunden.
Nachteile
  • Nur sehr begrenzter Anwendungskreis.
  • Nicht jedes Medikament ist mit Kationen wie Calcium (z.B. in Milch, Sahne, Banane, Nutrical) oder anderen Zusatzstoffen der Leckerli verträglich.
Geeignet für:
  • Flüssigkeiten, die für orale Gabe geeignet sind
  • Pasten und Gele
  • Pulver in Pasten oder Flüssigen Medien
Risiken
  • Achtung: Bei der Wahl einer ungünstigen Kombination von Medikament und Leckerli kann es zu Einbußen der Wirksamkeit kommen. Lassen Sie sich von Ihrem Tierarzt beraten!

Medikamentengabe über das Futter

Bei dieser Methode wird das Medikament über das Futter gestreut, so dass die Tiere es bei der Fütterung mit aufnehmen. Da die Methode sehr ungenau ist, eignet sie sich für Medikamente, die keine Mindestdosis erfordern, am besten. So können Sie beispielsweise BeneBac-Pulver oder Dysticum auf diese Weise verabreichen, wenn diese lediglich einer Darmsanierung im Nachgang und keiner Akutbehandlung dienen sollen.

Vorteile
  • Diese Methode verursacht bei den Tieren keinerlei Stress.
Nachteile
  • Es ist sehr schwer nachzuvollziehen, welche Dosis aufgenommen wurde.
  • Die gesamte Gruppe nimmt das Medikament auf, auch wenn nicht alle Mitglieder erkrankt sind.
Geeignet für:
  • Pulver
Risiken
  • Bei adäquatem Einsatz keine Risiken

Medikamente zur Injektion

Das Medikament als Injektion zu verabreichen, setzt voraus, dass Sie den Patienten anfassen und sicher festhalten können. Das Medikament kann entweder subkutan oder intramuskulär gespritzt werden. Intravenöse Gabe, also direkt in die Blutbahn über eine Vene, ist aufgrund der oft zu geringen Größe von Mäusen in der Regel nicht möglich.

Achtung: Fehler beim Spritzen können fatale Folgen haben und/oder sehr schmerzhaft für den Patienten sein! Wenn Sie das Spritzen nicht von einem Tierarzt gelernt haben, sollten Sie Experimente damit unterlassen und die Injektionen grundsätzlich vom Veterinär vornehmen lassen.
Einige Medikamente lassen sich auch als Depot spritzen. So muss Ihr kleiner Patient nicht täglich eine Injektion erhalten. Sprechen Sie Ihren Tierarzt auf diese Möglichkeit an.

Vorteile
  • Sie sind sicher, dass die benötigte Dosis im Organismus landet.
  • Nur der Patient selbst nimmt das Medikament auf.
  • Hat in der Praxis oft eine bessere Wirksamkeit im Vergleich zu oraler Gabe gezeigt.
  • Schont bei Antibiotikagabe den Magen-Darm-Trakt.
Nachteile
  • Diese Methode eignet sich nur für Tiere, die sich auch festhalten lassen.
  • Festhalten verursacht Stress, der umso größer ist, je scheuer ein Tier ist. Spritzen ist deshalb gerade für exotische Nager stressiger als einige Formen der oralen Gabe.
  • Es kann zu Komplikationen (Nachblutungen, Spritzennekrosen, Abszessen etc.) kommen.
Geeignet für:
  • Flüssigkeiten, die injiziert werden können
  • depotfähige Flüssigkeiten
Risiken
  • Verletzungen beim (falschen) Setzen der Spritze
  • Kollaps durch Stress