Gehegebeurteilungen – Welchen Mäusekäfig soll ich nehmen?

Es gibt viele Möglichkeiten, Mäuse zu halten. Doch nicht jedes Gehege eignet sich für jede Nagerart – und manche sind auch gar nicht zur (dauerhaften) Haltung von Mäusen und exotischen Kleinsäugern zu gebrauchen. Deshalb stelle ich Ihnen hier verschiedene Grundkonzepte für einen Mäusekäfig vor und beleuchte die Vor- und Nachteile der jeweiligen Gehegelösung.

Wie gut das konkrete Gehege für Ihre Mausart geeignet ist, hängt neben ihrer Grundform vor allem davon ab, wie Sie das jeweilige Grundkonzept umsetzen. Sie sind sich unsicher, ob Ihre Gehegeplanung für Ihre künftigen Mitbewohner passt? Senden Sie einfach Pläne und/oder Bilder an info@das-maeuseasyl.de und ich prüfe die Planung gern auf ihre Eignung.

Nagerschrank

Der Nagerschrank ist ein für Kleinnager umgebauter Schrank mit einer oder mehreren Etagen. Bei grabenden Arten weist der Boden eine Buddeletage auf. Der Nagerschrank kann aus Kleiderschränken, Kommoden und ähnlichen Möbeln hergestellt werden.
Vorteile
  • bietet meistens viel Platz
  • gut einzurichten
  • lässt sich je nach Bauart sehr hoch einstreuen
  • gut an die geplante Tierart anzupassen
  • gute Lüftung durch große, senkrechte Lüftungsflächen

  • Mäuse können von vorn angefasst werden
  • Wasserflaschen leicht zu befestigen
  • Gitter als zusätzliche Kletterfläche
  • schützt vor Zug, wenn nur die Front vergittert ist
  • auch für weniger versierte Bastler geeignet
Nachteile
  • je größer und verwinkelter der Schrank, umso schwieriger ist es, den Überblick über die Tiere und ihren Gesundheitszustand zu behalten
  • Einstreu krümelt auch mit den besten Verblendungen heraus
Eignung

Voliere

Volieren bestehen an mindestens 3 Seiten aus Gitter, das auf einen Holz- oder Metallrahmen gespannt ist. In der Regel sind sie deutlich höher als breit. Im Zoohandel gibt es vor allem Volieren mit Parallelgitter zu kaufen. Eigenbauten und die Bausätze einiger Internetanbieter haben in der Regel Maschengitter. Letzteres eignet sich besser für Mäuse, da gerade kleinere Arten bei Parallelgitter durch die Stäbe schlüpfen können. Afrikanische Zwergschläfer sind mit Parallelgitter überhaupt nicht in der Voliere zu halten.

Vorteile
  • ausreichend bis viel Platz
  • Etagen, Äste u.ä. lassen sich gut befestigen
  • selbstgebaute Volieren lassen gut an die geplante Tierart und den Raum anpassen
  • hervorragende Belüftung
  • Tiere können von vorn angefasst werden
  • Gitter als zusätzliche Kletterfläche
Nachteile
  • Fertigvolieren haben i.d.R. nur niedrige Bodenschalen (keine Buddelfläche, Streu fällt raus)
  • bei vielen Fertigvolieren ist keine hohe Einstreu möglich
  • störende Geräusche durch Nagen und Klettern am Gitter
  • bei Volieren mit Parallelgitter Fluchtgefahr und Gefahr, dass Tiere stecken bleiben
  • schützt nicht vor Zug
Eignung
  • gut geeignet für sehr gut kletternde Nager (z.B. Zwergschläfer, Stachelmäuse, Maushamster, Akazienratten)
  • bedingt geeignet mäßig bis gut kletternde Arten (z.B. Persische Rennmäuse, Farbmäuse, Buschschwanz-Rennmäuse)
  • nicht geeignet für schlecht oder gar nicht kletternde Arten (z.B. die meisten Rennmäuse, Wühlmäuse)

Eigenbau

Vor- und Nachteile sowie Eignung lassen sich hier schlecht darstellen, da sie von der Form und der Ausführung abhängen.Das ist aber auch die Stärke des Eigenbaus: Flexibler ist keine Gehegelösung. Das gilt sowohl für Material (und damit auch für Kosten), als auch für die genaue Form, die Maße und andere Parameter.

Vorteile
  • kann in Material und Struktur optimal an die zu haltende Art angepasst werden
Nachteile
  • bedarf in der Regel fundierter, handwerklicher Kenntnisse und des entsprechenden Werkzeugs (das nicht jeder hat)
Eignung
  • Eignung hängt davon ab, wie gut der Plan an die künftigen Bewohner angepasst wurde

Aquarium

Aquarien sind in der Nagerhaltung sehr beliebt. Sie sollten für die Säugerhaltung aber nicht höher als breit sein.

Vorteile
  • Streu kann beim Graben nicht herausfallen
  • kann hoch eingestreut werden
  • keine störenden Gitterstäbe
  • kein Gitternagen (außer evtl. am Deckel)
  • schützt vor Zug
  • für feuchte Untergründe (z.B. Erde, Kokoshumus) geeignet
Nachteile
  • Befestigung von Inventar und Trinkflasche ist schwierig
  • in entsprechenden Größen schwer und unhandlich
  • vergleichsweise schlechte Belüftung
  • wird mitunter zu selten gereinigt, da der Geruch erst spät nach außen dringt
  • Tiere müssen von oben angefasst werden
Eignung
  • gut geeignet für wenig bzw. schlecht bis gar nicht kletternde, aber gern grabende Arten (z.B. diverse Wühlmäuse, sehr viele Rennmäuse)
  • bedingt geeignet für mäßig kletternde Arten (z.B. Baumwollratten)
  • ungeeignet für Tiere, die sehr gut klettern und/oder viel Urin abgeben und damit eine hohe Ammoniakentwicklung haben (z.B. Farbmäuse, Stachelmäuse, Streifenmäuse)

Aquarium mit Aufsatz

Ein handelsübliches Aquarium lässt sich mit einem Volierenaufsatz hervorragend erweitern. So verbinden Sie die Vorteile der Voliere mit den Vorteilen des Aquariums und schaffen ein Gehege für wühlende, aber gut kletternde Arten.

Im Handel finden Sie außerdem fertige Kombinationen aus Aquarienunterteil und Gitteraufsatz fertig zu kaufen. Achten Sie beim Kauf hier auf die Größe. Modelle unter 1m Seitenlänge sollten Sie nicht kaufen. Sie sind für alle Arten für die dauerhafte Haltung zu klein.

Vorteile
  • Streu kann beim Graben nicht herausfallen
  • kann hoch eingestreut werden
  • schützt zum Teil vor Zug
  • bietet am Gitter zusätzliche Kletterfläche
  • bietet ausreichende Höhe
  • die Tiere sitzen nicht immer in der „dicken“ Bodenluft
  • sehr gute Durchlüftung im Volierenteil
  • Etagen, Inventar und Wasserflasche lassen sich im Volierenteil gut befestigen
  • Tiere können z.T. von vorn angefasst werden
  • für feuchte Untergründe wie Erde geeignet
Nachteile
  • in entsprechenden Größen schwer und unhandlich
  • am Boden schlechtere Belüftung als oben
  • weniger Schutz vor Zug
  • Geräusche durch Nagen und Klettern am Gitter
  • Streu kann von den Etagen um das Aquarium herum verkrümelt werden
Eignung
  • in entsprechenden Größen gut geeignet für alle gut bis sehr gut kletternden Mäuse und Rennmäuse (Farbmäuse, Stachelmäuse, etc.)
  • gute Gehegealternative für Arten, die gern buddeln und klettern (z.B. Buschschwanz-Rennmäuse)
  • bedingt geeignet für mäßig kletternde Nager (z.B. Streifenmäuse)
  • nicht geeignet für schlechte Kletterer (z.B. Duprasi-Rennmäuse)

Glasterrarium

Terrarien sind Gehege mit verschiebbaren Frontscheiben sowie waagerechten oder senkrechten Lüftungsgittern. Für die Säugerhaltung sind Terrarien mit senkrechten Lüftungsflächen geeignet, da sie einen besseren Luftaustauch bieten.
Die Höhe für den Bodengrund ist bei vielen Modellen recht gering, kann jedoch auch für wühlende Arten ausreichend hoch ausfallen, da Terrarien in vielen verschiedenen Formen gefertigt werden.

Vorteile
  • keine störenden Gitterstäbe
  • kein Gitternagen
  • die Tiere können von vorn angefasst werden
  • kann wesentlich höher sein als ein Aquarium
  • bei ausreichend großen, senkrechten Lüftungsflächengute Lüftung
  • Schutz vor Zug
  • auch für feuchte Untergründe wie Erde geeignet
  • hält Wärme besser als offenere Gehegeformen
Nachteile
  • Trinkflasche, Etagen und Inventar sind nur schwer zu befestigen
  • bei waagerechten Lüftungsgittern schlechte Durchlüftung
  • werden oft zu spät sauber gemacht, da der Halter Geruch erst spät bemerkt
  • kann i.d.R. nicht sehr hoch eingestreut werden
  • Streu krümelt durch die unteren Lüftungsgitter
  • teuer
  • in passenden Größen schwer und unhandlich
Eignung
  • in entsprechender Größe gut geeignet für nicht wühlende, mäßig kletternde Arten
  • nur in entsprechend großer bzw. tief einstreubarer Ausführung für gut bis sehr gut kletternde und gern wühlende Arten geeignet
  • bedingt geeignet für Arten mit starker Urinausscheidung und damit verbundener Ammoniakbildung ungeeignet (z.B. Farbmäuse, Streifenmäuse, Vielzitzenmäuse, …)

OSB-Terrarium

Vom Grundkonzept gleichen OSB-Terrarien den Glasterrarien – nur dass sie aus OSB-Platten gebaut werden, wie der Name schon sagt. Das macht sie nicht nur leichter und bruchsicherer. Sie können Sie bei Bedarf auch besser bearbeiten, etwa um Lüftungsflächen zu erweitern oder anzubringen.
Zudem “atmet” Holz mehr als Glas. Allerdings ziehen Flüssigkeiten wie Urin schnell ein. Die Oberfläche muss also in jedem Fall behandelt werden. Diese Behandlung ist dann etwas aufwändiger, wenn Sie im Terrarium einen feuchten Bodengrund ausbringen wollen.

Vorteile
  • keine störenden Gitterstäbe
  • die Tiere können von vorn angefasst werden
  • kann wesentlich höher sein als ein Aquarium
  • bei ausreichend großen, senkrechten Lüftungsflächengute Lüftung
  • Schutz vor Zug
  • hält Wärme besser als offenere Gehegeformen
  • verglichen mit Glasterrarien günstiger und handlicher
Nachteile
  • bei waagerechten Lüftungsgittern schlechte Durchlüftung
  • werden mitunter zu spät sauber gemacht, da der Halter Geruch erst spät bemerkt
  • kann i.d.R. nicht sehr hoch eingestreut werden
  • Streu krümelt durch die unteren Lüftungsgitter
  • muss für feuchte Untergründe speziell versiegelt werden
Eignung
  • in entsprechender Größe gut geeignet für nicht wühlende, mäßig kletternde Arten
  • nur in entsprechend großer bzw. tief einstreubarer Ausführung für gut bis sehr gut kletternde und gern wühlende Arten geeignet

Mäusetisch

Der Mäusetisch ist ein ganz normaler Tisch, dessen Fläche lackiert und mit einer Umrandung versehen wurde. Darauf verteilen sich Buddelkiste, Etagen, Häuschen, Äste und anderes Mäusespielzeug.

Vorteile
  • sehr gute Durchlüftung
  • man muss nicht von oben auf die Tiere fassen
  • kein störendes Gitter
  • kostengünstig
  • leicht zu reinigen
  • auch für handwerklich weniger begabte Menschen geeignet
Nachteile
  • kein Schutz vor Zug
  • Mäuse können runterfallen oder runterspringen
  • Einstreu krümelt auf den Boden
  • lässt sich nicht hoch einstreuen (muss um Buddelfläche ergänzt werden)
Eignung
  • nur für Farbmäuse jenseits des Flohalters
  • alle anderen Arten bleiben nicht auf der offenen Fläche

Klassischer Nagerkäfig

Mäusekäfige gibt es im Handel mit Gitteroberteil und Plastikunterschale. Die für Mäuse angebotenen Größen reichen von A4-kleinen Behältnissen bis hin zu Käfigen von mehr als einem Meter Länge und/ oder Höhe. Große, für Mäuse bedingt geeignete Gitterkäfige werden im Handel in der Regel als Hörnchenkäfige angeboten. Jedoch hat sich auch das Angebot von großen Käfigen, die explizit für Mäuse angeboten werden, in den letzten Jahren deutlich verbessert. Zumindest für eine kleine Farbmausgruppe werden Sie heute mit etwas Recherche auch im Handel fündig.
Das Problem: Sie müssen eine Lösung zum Buddeln finden. Dafür sind die Unterschalen solcher Käfige zu flach.

Vorteile
  • bei vielen Käfigen kann man von vorn auf die Tiere fassen
  • Inventar und Trinkflaschen lassen sich leicht befestigen
  • Gitter als zusätzliche Kletterfläche
  • hervorragende Durchlüftung
  • handlich
Nachteile
  • häufig zu klein
  • zu flache Unterschale (dadurch fällt Einstreu heraus)
  • hohe Einstreu nicht möglich
  • relativ hoher Geräuschpegel durch Gitternagen (v.a. bei zu kleinen Käfigen) und Klettern am Gitter
  • Ausbruchsgefahr und Gefahr, dass Tiere stecken bleiben
  • Entwicklung von Stereotypen durch zu geringe Größe
  • kein Schutz vor Zug
  • bei manchen Modellen kann man nur von oben auf die Tiere fassen
  • verglichen mit tiergerechten Eigen- oder Umbauten oft recht teuer
Eignung
  • in jeweils entsprechender Größe gut geeignet für kleine Gruppen von Farbmäusen und ähnlichen Nagern
  • für Vergesellschaftungen (kleinere Käfige in verschiedenen Größen bzw. deren Oberteile)
  • ungeeignet für stark grabende Arten

Duna - Plastikkäfig

Die Bezeichnung “Duna” für ein bestimmtes Grundkonzept von Plastikkäfigen leitet sich vom Modell “Duna” von Ferplast her. Diese Käfige haben eine farbige Plastikunterschale und ein durchsichtiges Plastikoberteil mit einem Gitterdeckel. Viele Modelle haben an der Seite außerdem eine Öffnung für die Wasserflasche. Diese Plastikkäfige gibt es auch als Komplettpaket inklusive allem Inventar, dass der Hersteller einem (oder mehreren) Nager(n) zubilligt – und das in keiner Weise für irgendeinen kleinen Nager geeignet ist.

Dunas gibt es in einer Größe von etwa 40 bis  150cm Seitenlänge mit schmalem Mäusegitter. Sie sind mit oder ohne Inventar verfügbar – was nichts an ihrer beschränkten Eignung für Mäuse ändert. Bewährt haben sich diese Käfige für die Quarantäne, für Transporte und für Vergesellschaftungen.

Vorteile
  • es krümelt nichts raus
  • guter Überblick über die Tiere
  • leicht und handlich
  • sehr einfach und gut zu reinigen
  • übersteht auch Heißdesinfektion(Dampfstrahler, kochendes Waser)
  • überlebt auch scharfe Desinfektionsmittel (allerdings mit Trübungen)
Nachteile
  • schlechter Luftaustausch, dadurch Ansammlung von Ammoniak, Schimmelbildung, Bakterienansammlungen
  • zu niedrig für die meisten Arten
  • für fast alle Arten zu klein
  • wird an den Öffnungen für die Wasserflasche oder den Clips fast immer angenagt
  • man muss von oben auf die Tiere fassen
Eignung
  • geeignet als Quarantänekäfig 
  • gute Langstrecken-Transportbox
  • ungeeignet zur dauerhaften Haltung jedweder Kleinnager

Habbitrail, Spacie und Co.

Winzig bis übersichtlich, oft quietschbunt, mit viel Plastik, Röhren und wenig Sinnvollem – so lässt sich dieses Käfigkonzept zusammenfassen. Oft handelt es sich um Baukastensysteme, die man ähnlich wie Möbelkonzepte beim Schweden beliebig ergänzen kann – mit teurem Schrott.

Die Basiskäfige sind in der Regel etwa A4-groß bis etwa 50x30cm Grundfläche – für jedes Nagetier also ein Witz. Daran ändern auch Gitterstreifen für bessere Belüftung nichts, die Sie zwischen Ober- und Unterteil clippen können.

Hier fehlt alles, was ein Tier braucht: Platz, um sich zu bewegen, Möglichkeit zur dreidimensionalen Gestaltung, Buddelflächen, … Nutzen Sie einen solchen Käfig als Transportbox, haben Sie dann auch gleich die Streu überall, nur nicht im Käfig. Auch wenn dieses Konzept auf den ersten Blick deutlich billiger ist als artgerechte Gehegekonzepte, zahlen Sie hier immer drauf, denn Sie können nichts davon wirklich verwenden, wenn Ihnen am Wohl Ihrer Nager gelegen ist.

Vorteile
  • konnte noch keine entdecken
Nachteile
  • deutlich zu klein
  • Erstickungsgefahr in Röhren und Endstücken
  • Ansammlung von Ammoniak in Röhren und Endstücken (Lungenschädigung)
  • außer im Hauptkäfig kaum Luftaustausch
  • mitgeliefertes Laufrad grundsätzlich zu klein
Eignung
  • eignet sich nur für den Müll, da nicht mal als Transportbox zu gebrauchen

Letztes Update: 18.01.2020