Naturgehege für Mäuse und andere Nager

Die Haltung in Naturgehegen ist in der Haltung von Mäusen und anderen kleinen Nagern immer noch wenig verbreitet. Dabei bietet sie interessante und optisch schöne Gestaltungsmöglichkeiten für die Gehege.

Mit Naturgehegen versuchen Sie als Halter die natürliche Umgebung Ihrer Schützlinge zumindest in Teilen zu imitieren. Dazu gehören der passende Untergrund und die entsprechende Einrichtung. Naturgehege können auch ganz oder in Teilen bepflanzt werden.
Nachgebildet wird dabei nicht das ganze Biotop, sondern die Nische, in der sie sich eingerichtet hat und an die sie angepasst ist.
Diese Art der Haltung gibt Ihnen die Möglichkeit, Ihre Mäuse in einer Umgebung zu beobachten, für die sie geboren sind. Hier können sie die Verhaltensweisen zeigen, die Sie bei konventioneller Haltung so nicht beobachten könnten.

Voraussetzungen für Naturgehege

Naturgehege sind aufwendiger als eine konventionelle Haltung. Sie bedürfen einer gründlichen Planung, damit der kleine Biotopausschnitt auch dauerhaft für die Mäuse bewohnbar bleibt und für Sie gut zu pflegen ist.

Platz

Erste Voraussetzung ist ausreichend Platz. Naturgehege sollten größer sein als bei herkömmlicher Haltung, da die Tiere sonst schnell die Einrichtung - besonders die Bepflanzung - zerstören. Je größer Sie das Gehege bauen, umso mehr Möglichkeiten bieten sich außerdem zum Innenausbau und umso größer ist die Chance, dass Inventar und Pflanzen länger überleben.

Wissen

Der zweite Grundbaustein für ein Naturgehege ist Wissen. Sammeln Sie so viele Informationen wie möglich über das Leben der wilden Verwandten Ihrer Nager. Welche Bodenverhältnisse hat der Lebensraum? Was wächst dort? Wie ist er strukturiert? Welche Nische bewohnt die entsprechende Art? Wie verhält sie sich? Das sind nur einige Fragen, die Sie noch in der Planungsphase beantworten müssen.

Geld

Die dritte, mitunter unterschätzte Variable, ist das Geld. Vieles an Inventar können Sie der freien Natur entnehmen. Es wird Sie also nicht viel kosten. Umso teurer kann dafür das Gehege selbst und unter Umständen auch der Bodengrund werden. Gerade Glasterrarien, Technik und Terrarienuntergründe aus dem Handel können schnell ins Geld gehen. Rechnen Sie also lieber mit ein paar Euro mehr für die Anlage als mit zu wenig.

Pflege

Nicht zuletzt muss das Naturgehege so angelegt sein, dass Sie es auch sauber halten können. Überlegen Sie sich also schon in der Planungsphase: Wie pflege ich das Gehege und wie viel Pflege wird es überhaupt brauchen? Das schönste Naturgehege ist zur Tierhaltung ungeeignet, wenn Sie es nicht entsprechend sauber halten und die eingesetzte Bepflanzung pflegen können.

Einstreu für Naturgehege

Die Wahl des Untergrundes hängt im Wesentlichen von der Herkunft der jeweiligen Art ab. Für Tiere aus Wüsten, Halbwüsten und trockenen Steppen, empfiehlt sich Sand, da die Nager diesen oft auch zur Fellpflege benötigen. Dabei müssen Sie sich nicht für eine Sandsorte entscheiden. Sie können auch jeweils Bereiche beispielsweise mit groberem und feinerem Sand anbieten. Lehmpulver verbessert den Sand nicht nur für schnell fettende Sandbader, es erlaubt auch auch stabile, (einmal getrocknet) dauerhafte Höhlenbauten.
Für Tiere aus gemäßigten Zonen, in denen der Boden leicht feucht bis nass ist, hat sich eine Mischung aus Erde und Kokoshumus als optimal erwiesen. Vorteil: Dieses Gemisch ermöglicht haltbare Gangbauten und kann außerdem auch direkt bepflanzt werden.
Für Übergangszonen und Steppen wählen Sie am besten ein Erde-Sand-Gemisch. Dieses ist ebenfalls recht stabil, wenn Sie es nicht komplett austrocknen lassen und kann auch bepflanzt werden.

Bei feuchten oder gar nassen Untergründen hat sich als unterste Schicht ca. 5 cm hoch Tongranulat bewährt. Dieses vermeidet Staunässe und Schimmelbildung am Boden.
Erde und Kokoshumus neigen vor allem in der ersten Zeit zu Schimmelbildung. Darum empfiehlt es sich, diese Untergründe mindestens 14 Tage – besser noch 4 Wochen – vor Einzug der Mäuse anzusetzen und in den ersten 14 Tagen regelmäßig umzurühren.

Was ist eigentlich mit Nistmaterial?

Während Sie in trockenen Wüstengehegen problemlos alle Nistmaterialien – auch schnell schimmelnde wie Heu – anbieten können, müssen Sie in feuchteren Biotopen vom klassischen Nagergehege aus umdenken. Kapokwolle und ähnliche Fasern schimmeln zwar nicht und eignen sich auch noch bei einem Steppenterrarium mit insgesamt leicht feuchtem Untergrund gut. Allerdings fallen sie schnell zusammen, wenn sie nass werden. Für recht feuchte Biotope wie etwa für Rötel- oder Schilfwühlmäuse haben sich daher vor allem Moose bewährt. Aber auch Hanfmatten und Hanffasern leisten hervorragende, weil nicht schimmelnde Dienste.

Inventar für Naturgehege

Die Wahl des Inventars hängt wieder wesentlich von der Herkunft Ihrer Schützlinge und damit auch vom Bodensubstrat ab. Eher trockene, sandige Untergründe sind da sehr unproblematisch. Hier können Sie sich am gesamten Potpourri natürlicher Materialien – inklusive aller Hölzer und verflochtenem Heu.

Sobald der Untegrund aber feucht ist, müssen Sie sorgfältiger auswählen. Vor allem die Holzhäuschen aus dem Fachhandel schimmeln recht schnell und sind daher eher ungeeignet. Äste und Wurzeln sollten gut abgelagert sein – wenn Sie sie selbst schneiden, also mindestens 1 Jahr liegen.
Wichtig: Nicht jedes Holz schimmelt gleich schnell. Hölzer von Bäumen, die ohnehin in Wassernähe wachsen (z. B. Erlen), sind in der Regel resistenter gegen Schimmelbildung. Die Kontaktflächen zum feuchten Substrat sollten Sie trotzdem regelmäßig kontrollieren.

Unproblematisch in jedem Gehege sind Steine, unglasierter Ton, Terrakotta und Ähnliches. Porzellan, Emaille, Polyresin oder glasiertes Inventar kann Nässe stauen. Achten Sie schon beim Kauf darauf, dass eine ausreichende Belüftung gegeben ist. Bei einigen kleinen Herstellern können Sie auch um zusätzliche Luftlöcher bitten. Staut sich nämlich Nässe in oder unter dem Inventar, kann es auch bei sonst sorgfältiger Substrat- und Nistmaterialauswahl schimmeln.

Lebende Pflanzen für Naturgehege

Der Gedanke, lebende Pflanzen im Gehege zu haben, reizt viele Halter. Die Sache hat jedoch gleich mehrere Haken.
So müssen Sie zum Beispiel sicherstellen, dass keine der ins Gehege eingebrachten Pflanzen giftig ist. Hierfür gibt es beispielsweise die Züricher Giftpflanzen-Datenbank, in der Sie einzelne Pflanzenarten auf ihre Giftigkeit überprüfen können. Sichern Sie diese Information aber immer noch durch weitere Meinungen, beispielsweise von Biologen, ab. Nicht alle Pflanzen sind für alle Tierarten gleich gefährlich oder ungefährlich.

Ein zweites Problem ist, dass Pflanzen je nach Bewohnern des Geheges  nicht lange überleben. Spätestens nach einigen Wochen haben die Nager die Pflanzen abgefressen, ausgegraben und/oder niedergetrampelt. Dabei können Sie im Allgemeinen damit rechnen, dass das Grün umso länger überlebt, je größer das Gehege und damit die Grünfläche ist und je weniger Tiere im Gehege leben. Für dieses Problem gibt es mehrere Lösungen, je nachdem, was für eine Landschaft Sie nachgestalten wollen.

Topfpflanzen

Bei Wüsten- und Steppengehegen versenken Sie am besten Topfpflanzen samt Topf im Sand. Mit Gitter über dem Topf verhindern Sie, dass die Pflanzen schnell ausgegraben werden. So lassen sich Pflanzen auch leicht austauschen und können sich reihum auf der Fensterbank erholen. Bei Topfpflanzen müssem Sie beachten, dass diese in der Regel mit Insektiziden und/oder Dünger behandelt sind - es sei denn, sie werden speziell fürs Terrarium verkauft. Waschen Sie die Pflanze also nach dem Kauf gründlich ab. Selbst gezogene Ableger sind unbedenklich.

Wiese

Ebenfalls im Topf können Sie Wiese ansäen für Naturterrarien die Steppen, gemäßigten Zonen oder feuchten Lebensräumen nachempfunden werden. Meiner Erfahrung nach überleben die zarten Halme nicht lange, wenn man das Gras im Gehege ansät. Das frische Grün ist nämlich vor allem bei verschiedenen Wühlern sehr beliebt. Etwas länger überlebt ein Stück ausgestochene Wiese. Hier müssen Sie aber auch darauf achten, welche Pflanzen auf der entsprechenden Wiese wachsen. Außerdem tragen Sie potentiell mit Stichen Keime und eventuell auch Parasiten ein.

Zimmerpflanzen

Als Begrünung für ein Naturgehege können Sie auch verschiedene ungiftige Zimmerpflanzen anbieten wie etwa Grünlilie, Calissia oder Zebrakraut. Damit entfernen Sie sich aber schon wieder ein Stück weit von der Authentizität des Geheges. Achten Sie dabei auf unbehandelte Pflanzen oder waschen Sie sie ab. Wenn Sie kletternden Nagern lebende Pflanzen anbieten möchten, können Sie beispielsweise auf große Hibiskussträucher zurückgreiden. Viele ungiftige, einheimische Gehölze wie Birke, Ahorn oder Obstbäume vertragen das Zimmerklima leider oft eher schlecht.

Bodenpolizei - Kleine Helfer

Sie müssen nicht bei allem, was durch die Erde ihres Feuchtbiotops krabbelt, gleich in Parasitenpanik ausbrechen. Gerade dann, wenn Sie feuchte bis nasse Erde oder Humus im Gehege haben, ist die Schimmelgefahr viel größer als bei leicht feuchten oder ganz trockenen Untergründen. Hier sollten Ihnen einige kleine Sechs- bis Zehnbeiner sehr willkommen sein. So verhindern Weiße Asseln und andere Bodenpolizei nicht nur in Amphibien- und Reptilienterrarien Schimmel, fressen Abfälle und Kot. Auch im Säugergehege ist die kleine Putzkolonne also durchaus hilfreich.
Übrigens: Es gibt auch Abfall fressende Milben. Betrachten Sie also Untermieter im Gehege immer ganz genau, bevor Sie zur chemischen Rundumreiningung von Mäusen und Gehege greifen. Lassen Sie die Krabbeltiere notfalls von einem Tierarzt bestimmen.