Futtertierzucht: Zuchtanleitung für Farbmäuse

Für eine tiergerechte Futtertierzucht
  • Handling und Unterbringung
  • Ernährung für gehaltvolle Futtertiere
  • schonend und gezielt züchten

Diese Zuchtanleitung für Farbmäuse bietet Ihnen kompakt die Grundlagen über Farbmäuse als Art und einen Zuchtplan für ein Jahr. Für ausführliche Informationen zu dieser Mäuseart lesen Sie bitte den Steckbrief Farbmäuse.

Handhabung

Farbmäuse sind recht einfach im Handling. Da sie nur in Ausnahmefällen, beispielsweise bei extremer Angst oder Schmerzen, beißen, können Sie sie problemlos mit den Händen hochnehmen. Zahme Tiere halten Sie einfach in der Hand. Sie springen in der Regel hier nicht hinunter. Scheuere Mäuse nehmen Sie am besten in die hohle Hand und bedecken diese mit der anderen Hand, damit die Tiere nicht herunterspringen können.

Vermeiden Sie es, Farbmäuse am Schwanz zu nehmen! Dies verursacht den Tieren vermeidbare Schmerzen.

Wenn Sie nestjunge Jungtiere verfüttern möchten, entnehmen Sie diese erst, wenn die Mutter das Nest verlassen hat, um sie möglichst wenig zu stören.

Farbmaus auf der Hand
Farbmäuse als Futtertiere sind unkompliziert im Handling

Haltung von Farbmäusen als Futtertiere

Gehege

Wählen Sie für die Unterbringung von 2 bis 4 Weibchen ein Gehege von etwa 100 x 50 x 50 cm, das im Idealfall eine Etage enthalten sollte und sehr gut belüftet sein muss. Farbmäuse neigen zu Atemwegserkrankungen und werden bei schlechter Belüftung leicht krank. Optimal sind daher Gitterkäfige, Selbstbauten mit großen Gitterflächen oder OSB-Terrarien (mit evtl. erweiterter Lüftung). Auch Terrarien mit senkrechten Lüftungsflächen und Aquarien (max. so hoch wie breit), stellen eine Option dar. Terrarien mit waagerechten Lüftungsflächen und Aquarien, die höher als breit sind, sollten Sie aufgrund der mangelhaften Belüftung besser verzichten.

Einstreu und Einrichtung

Als Einstreu können Sie Kleintierstreu (z.B. German Horse Span Premium), Hanf, Lein oder ähnliche Substrate wählen. Wichtig ist nur, dass die Streu möglichst staubarm ist, um die empfindlichen Lungen der Tiere nicht zu belasten.

Verwenden Sie am besten natürliches Inventar. Wurzeln, Äste, Kork, Häuschen aus Ton, Holz, Terrakotta und ähnlichen Materialien, Kokosnüsse und vieles mehr können Teil einer mausgerechten Einrichtung sein. Aber auch Pappröhren, Kartons und Schachteln werden gern angenommen.

Standort

Auch wenn nicht jeder den Geruch von Farbmäusen mag, verzichten Sie darauf, die Zucht in einem Schuppen, Carport oder an anderen Orten draußen unterzubringen! Dafür sind Farbmäuse in der Regel nicht mehr robust genug und werden leicht krank. Zudem beeinträchtigen extreme Temperaturen das Wohlbefinden der Mäuse und damit auch Ihr Zuchtergebnis
Der Raum sollte also zuggeschützt und zumindest in der kalten Jahreszeit gleichmäßig und moderat temperiert sein.

Albinomaus schnuppert aus dem Häuschen
Ein Häuschen ist für Farbmäuse ein Muss

Ernährung von Farbmäusen als Futtertiere

Als Trockenfutter sollten Sie einen Mix aus einem pelletlosen, nicht zu fetten Nagerfutter und Wellensittich- oder Exotenfutter, anderen Kleinsämereien und Grassamen. Oder Sie mischen Ihr Futter einfach selber. Die bei Futtertierzüchtern beliebten Laborpellets können Sie als Ergänzung füttern. Jedoch sollte der Schwerpunkt auf einer abwechslungsreichen Ernährung liegen.

Als Feuchtfutter nehmen die Farbmäuse gern Salat, Paprika und anderes Gemüse. Jedoch können Sie fast die komplette Obst- und Gemüsepalette durchprobieren. Mehr dazu finden Sie im Punkt Ernährung. Der Schwerpunkt sollte deutlich beim Gemüse und sonstigem Grün liegen. Farbmäuse dürfen aber auch Obst haben.

Grundlegend notwendig vor allem für tragende und säugende Tiere ist zudem eine Eiweißquelle. Diese können Sie in Form von Mehlwürmern, gekochtem Ei, Quark oder Yoghurt anbieten. Auch die Gabe von Hundetrockenfutter oder Frettchenfutter oder Gammarus ist möglich, wobei letztere zwar günstig, bei den Tieren aber nicht sonderlich beliebt sind.

Weitere Informationen über die Ernährung und die optimale Futterzusammensetzung finden Sie HIER.

Farbmäuse in der Futterschüssel
Auch Futtermäuse brauchen eine hochwertige Ernährung

Fortpflanzung

Farbmäuse bringen nach 21 Tagen Tragzeit bis zu 16 Junge zur Welt, wobei der Durchschnitt bei 8 bis 10 Babys liegt. Diese werden bis zum Ende der 3. Woche gesäugt und werden mit 28 bis 46 Tagen geschlechtsreif. Im Alter von 4 Wochen sollten Sie also die Jungs rausnehmen.
Die Zuchtreife (also die psychische und physische Reife für Nachwuchs) erlangen die Tiere allerdings erst mit 3 bis 4 Monaten.
Farbmäuse werden im Schnitt 1,5 bis 2,5 Jahre alt.
Männliche Farbmäuse haben zwischen After und Harnröhre einen deutlich größeren Abstand als Weibchen. Zudem sind die Hoden meist recht gut erkennbar, wenn Sie die Tiere nicht am Schwanz anheben.

Viele bunte Farbmäuse
Aus 4 Mäusen werden schnell viele

Zuchtanleitung für Farbmäuse

Damit die Mäusedamen, die nicht mehr als 3 bis 4 Würfe in ihrem Leben haben sollten, nicht dauerschwanger und nach 6 Monaten ausgebrannt sind, müssen die Männchen in einer separaten Gruppe leben und werden den Damen nur zur Deckung vorgestellt.
Da sich unkastrierte Böcke in Gegenwart von Weibchen schlecht bis gar nicht vertragen, sollten Sie einen unkastrierten Bock und einen oder mehrere Kastraten halten. So ist der Deckbock auch dann nicht allein, wenn er nicht seiner „Arbeit“ nachgeht.
Wurfpausen sollten immer für ein ganzes Rudel gelten, nicht nur für einzelne Weibchen. Sonst verlängert sich die Schonzeit der Weibchen von 4 auf mindestens 5 Wochen. Insgesamt sollten die Weibchen nur 1 Jahr lang zur Zucht eingesetzt werden.

Stellen Sie das/die Weibchen zur Deckung dem Bock in seinem Gehege vor. Reagiert der Bock hier aggressiv, sollten Sie die Tiere in einem neutralen Gehege zusammenbringen. Das/die Weibchen verbleiben dann bis zu 3 Tage beim Bock, um sicherzustellen, dass sie wirklich gedeckt sind. Kranke oder kränkelnde Tiere sollten Sie grundsätzlich nicht decken lassen.
Haben Sie einzelne Weibchen einer Gruppe entnommen, müssen diese dann zurück vergesellschaftet werden. Dazu bringen Sie die Tiere am besten einige Stunden in einer neutralen Box zusammen und beobachten sie.

So könnte ein Zuchtplan aussehen

  • mit 12 Wochen: Deckung 1
  • mit 15 Wochen: Wurf 1
  • bis 19 Wochen: Säugen
  • bis 23 Wochen: Schonzeit, danach Deckung 2

  • mit 26 Wochen: Wurf 2
  • bis 30 Wochen: Säugen
  • bis 34 Wochen: Schonzeit, danach Deckung 3

  • mit 37 Wochen: Wurf 3
  • bis 41 Wochen: Säugen
  • bis 45 Wochen: Schonzeit, danach Deckung 4

  • mit 48 Wochen: Wurf 4
  • bis 52 Wochen: Säugen
  • ab 52 Wochen: Renterdasein

Zusammesetzung des 12-wöchigen Wurfzyklus

4 Tage Deckzeit
Das Weibchen kommt zum Bock oder mit ihm auf neutralen Boden. Weibchen, die in dieser Zeit nicht gedeckt werden, sind offensichtlich gerade physisch nicht dazu in der Lage – akzeptieren und Tier merken.

2-3 Tage Rückvergesellschaftung
Diese Phase ist nur nötig, wenn einzelne Weibchen einer Gruppe entnommen wurden.

3 Wochen Tragzeit
Die Würfe finden im Abstand von wenigen Tagen statt. Öffnen Sie die Nester nicht, es sei denn, Sie möchten nestjunge Mäuse verfüttern.

4 Wochen Säugezeit
Alle Muttertiere säugen alle Jungtiere  etwa 3 Wochen lang. Diese Spanne kann sich bei weiter differierenden Würfen oder  größeren Würfen verlängern.

4 Wochen Schonzeit
Diese beginnt erst, wenn auch die letzten Jungtiere im Rudel abgesetzt sind. Die 4 Wochen gelten also immer für alle Weibchen des Rudels gleichzeitig.