Vorurteile gegenüber Mäusen aus dem Tierschutz

Viele schrecken vor der Aufnahme von Notfalltieren aus Tierheimen, Nothilfen und Pflegestellen zurück, da es so einige Vorturteile über diese Tiere gibt. Hier räumt das Mäuseasyl mit einigen davon auf.

Notfalltiere sind alt!

Junge Fettschwanz-Rennmaus
Junge Fettschwanz-Rennmaus: Längst nicht alle Tiere im Tierschutz sind alt

Dass Notfalltiere z.B. aus Tierheimen oder privaten Pflegestellen alt sind, denken viele Leute und gehen deshalb lieber in die Zoohandlung oder zum Züchter. Die Realität sieht deutlich anders aus. Im Tierschutz finden Sie Mäuse aller Alterststufen. Gerade bei Farbmäusen sind Notfälle mit schwangeren Tieren oder abgegebene Unfallwürfe eher die Regel. Neben den älteren Mäusen gibt es daher oft auch Kleinnager zwischen vier Wochen und sechs Monaten, die dringend ein gutes Zuhause brauchen. Auch andere Arten weisen im Tierschutz durchaus alle Altersstufen auf. Ungewollte Katzenkinder, ausgesetzte Junghunde, Meerschweinchen- und Kaninchennachwuchs, etc. besetzen das gesamte Jahr über Tierheime und Nothilfen. Eine Nachfrage lohnt sich auf jeden Fall.

Notfalltiere sind gestört!

Leider gehen immer noch einige Menschen davon aus, dass Notfalltiere grundsätzlich Verhaltensstörungen haben, da sie aus ganz schlimmen Bedingungen kommen. Bei manchen Tieren trifft dies leider auch zu. Hier versuchen Nothelfer gezielt, die Tiere nur an erfahrene Halter zu vermitteln und informieren die Interessenten schon vor der Übernahme über Art und Umfang der Störung, soweit diese bekannt sind.

Der überwiegende Teil der Notfalltiere jedoch ist kaum bis gar nicht verhaltensauffällig und kann problemlos bei jedem geeigneten Interessenten einziehen. Sie werden im Verhalten keinen Unterschied zwischen dem Tierheimtier und einem Zuchttier feststellen können. Viel wichtiger bei der Wahl der Mäuse ist, dass der Charakter zu Ihrer Gruppe passt. Ein guter Züchter kann Ihnen hier eine fundierte Auskunft geben. Auch spezialisierte Pflegestellen können ihre Tiere in der Regel gut einschätzen. In Tierheimen fehlt dafür leider oft die Zeit oder auch die Erfahrung bei den Pflegern.

Notfalltiere sind krank!

Schwer kranke Farbmaus
Schwer kranke Farbmaus: Solche Tiere gehen nicht in die Vermittlung

Dieses Gerücht ist ebenfalls häufig anzutreffen und auch nur bedingt wahr. Natürlich landen im Tierschutz auch arg vernachlässigte, kranke Tiere. Diese stehen in der Regel unter Quarantäne, bis sie wieder gesund sind. Erst dann kommen sie in die Vermittlung. Chronische Erkrankungen bekommen Sie von Nothilfen und Tierheimen meist mitgeteilt. Viele Tiere kommen aber auch gesund im Tierschutz an und können sofort mit der Suche nach einem neuen Heim starten. Schauen Sie sich auf unterschiedlichen Tierheimwebsites um. In den Beschreibungstexten der Tiere finden sie oft Anmerkungen über Krankheiten, Quarantänezeiten und Gesundheitszustand der Tiere. Schauen Sie sich in der Tierheim-Linkliste des Mäuseasyls um.

Es kommt vor allem in Tierheimen ab und zu vor, dass Krankheiten schlicht übersehen werden, weil die genauere Kenntnis der Materie Maus schlicht fehlt oder man im betreffenden Tierheim kein Interesse an den Kleinen hegt. Wenden Sie sich daher am besten an fachlich versierte Nothelfer, die sich mit der zu vermittelnden Tierart auskennen, oder fragen Sie im Tierheim genauer über Untersuchungen und Beobachtungen der Pfleger nach. Insbesondere bei Mäusen, Hamstern und ähnlich kleinen Tieren nehmen es einige Tierheime mit der Gesundheit der Tiere leider nicht so genau. Wenn Sie unsicher sind, ob Ihr Tierheim sorgfältig arbeitet, lassen Sie sich von einem Nothelfer beraten und fragen Sie nach, welche Untersuchungen (und ggf. Behandlungen) gemacht wurden. Von Tieren aus Tierheimen, die nach dem Motto “die sehen gesund aus, da müssen wir nichts gucken” verfahren, sollten Sie als Laie und vor allem als Anfänger Abstand nehmen.

Notfalltiere haben Parasiten!

Zwerghamster mit Hautpilz
Zwerghamster mit Pilz: Gute Pflegestellen und Tierheime behandeln Parasiten

Notfalltiere sind auch nicht deutlich öfter von Parasiten befallen als Mäuse aus anderen Quellen. Gelegentlich werden Notfallmäuse mit Ektoprasiten wie Milben, Flöhen und Haarlingen und Endoparasiten wie Würmern, Kokzidien, Giardien oder Cryptosporidien abgegeben.Verantwortungsvolle Pflegestellen und Tierheime checken auch unauffällige Tiere immer auf Parasiten. Haben sie selbst die Möglichkeit der Behandlung nicht, teilen sie zumindest einen festgestellten Befall mit. So können Sie selbst entscheiden, ob Sie sich eine Behandlung zutrauen und die Tiere trotz des Befundes übernehmen möchten. In der Regel bekommen Sie aber behandelte Tiere.

Auch hier gilt: Von Tieren, die nach Augenschein für parasitenfrei erklärt wurden, sollten Sie Abstand nehmen. Fragen Sie in Tierheimen und Pflegestellen immer nach, welche Untersuhcungen gemacht wurden und wie das Ergebnis ausgefallen ist. Möchte man Ihnen keine Auskunft geben, schauen Sie sich besser in einem anderen Tierheim oder einer anderen Pflegestelle nach neuen Mitbewohnern um.

Notfalltiere sind nicht schön!

Vielmals wird bemängelt, Notfalltiere seien nicht schön. Das liegt sehr im Auge des Betrachters. Natürlich landen oft Farbmäuse mit den gängigen Farben wie Agouti, Schwarz und Albino im Tierheim und in Nothilfen. “Exotische” Farben und Zeichnungen wie Siam, Blau oder Merle sind im Tierschutz eher selten. Nachfragen lohnt sich zwar trotzdem. Aber wenn Sie Mäuse aus dem Tierschutz adoptieren möchten, sollten Sie sich bewusst sein, dass hier das “Angebot” nicht von der Nachfrage bestimmt wird, sondern von den Abgaben und Notfällen, die bei Tierheimen und Pflegestellen auflaufen.

Zudem geht die Vorgeschichte der Tiere nicht immer spurlos an der Optik einiger Notfallmäuse vorbei. Fehlende Gliedmaßen, Narben, abgefressene Ohren und Ähnliches erzählen von einer schweren Vergangenheit der Tiere, manchmal aber auch “nur” von falscher Ernährung oder zu enger Haltung. Auch aus diesen Tieren können liebenswerte, zutrauliche Hausgenossen werden, wenn Sie ihnen trotz ihrer Optik eine Chance geben.

Bei dringenden Notfällen wird an jeden vermittelt!

Gerade bei großen Notfällen mit mehreren 100 oder gar 1000 Tieren, denken einige Interessenten leider immer noch, Hamsterknäste, 60-cm-Aquarien und ähnliche, unzureichende Unterbringungen würden mit Kusshand für eine Vermittlung der Mäuse angenommen. Auch glaubt mancher Interessent, die Tiere ohne Rückfragen geschenkt zu bekommen. Dem ist nicht so! Schließlich möchten auch diese Tiere sich in ihrem endgültigen Heim ihrer Art entsprechend entfalten.

Gruppe weißer Mäuse
Öfter viele: Auch bei Großnotfällen werden Mäuse nicht an jeden vermittelt

Egal wie dringend die Tiere unterkommen müssen: Die zukünftige Haltung wird daher immer geprüft. Ist diese nicht verhaltensgerecht oder macht ein Interessent einen unseriösen Eindruck, bekommt er auch kein Tier. Auch wer nicht bereit ist, in diesen Fällen eine Schutzgebühr zu bezahlen, wird leer ausgehen.

Ziel der Vermittlung ist es, die Tiere auch ihren Bedürfnissen entsprechend unterzubringen. Daher bekommt nicht jeder, der gern Mäuse aufnehmen möchte, auch wirklich Notfalltiere. Gehen Sie daher immer offen auf die Vermittler zu. Ist die Haltung gut und können Sie glaubhaft machen, dass die Tiere bei Ihnen nicht vom Regen in die Traufe kommen, freut sich jeder Nothelfer, einige Tiere in ein gutes Zuhause vermitteln zu können.

Das neue Zuhause passt noch nicht ganz? Seien Sie offen für Vorschläge. Die Erfahrung lehrt: Oft lässt sich mit wenig Aufwand aus einem unpassenden ein artgerechtes Gehege erstellen. Und schon steht dem Umzug der kleinen Pechvögel nichts mehr im Wege.

Bei uns gibt es keine Notmäuse!

Oft erfährt das Mäuseasyl, dass jemand gern Notmäuse aufnehmen möchte, aber auf der Website des örtlichen Tierheims jedoch keine findet. Traurige Tatsache: Selbst wenn Mäuse im Tierheim sitzen, werden sie auf der Vermittlungsseite nur bei den wenigsten erwähnt. Ein Anruf kann daher schnell klären, ob die umliegenden Tierheime wirklich keine Mäuse haben. Mitunter lohnt sich der direkte Weg ins Tierheim, da nicht jedes Tierheim telefonisch Auskunft über den Mäusebestand geben kann.

Sollten Sie tatsächlich keine Nottiere in Ihrer Nähe finden, können Sie sich auch in einem Forum oder in sozialen Netzwerken an Notfallvermittler wenden. Diese vermitteln in der Regel deutschlandweit. Auch wenn sich die Tiere mehrere 100 km von Ihrem Wohnort weg befinden, gibt es fast immer die Möglichkeit, dass die Tiere, für die Sie sich entscheiden, per Mitfahrgelegenheit zu Ihnen reisen können. Sie müssen sie also nicht unbedingt vor Ort abholen.

Wenn Sie Notfallmäuse möchten, werden Sie irgendwo in Deutschland zumindest bei Mongolischen Rennmäusen und Farbmäusen immer fündig. Auch das Mäuseasyl hilft Ihnen hier gerne weiter. Bei exotischen Mäusen sollten Sie sich allerdings auf Wartezeiten einstellen. Viele Arten werden Sie gar nicht im Tierschutz finden. Hier sollte Ihr Gang Sie zu einem seriösen Züchter führen.